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27 Suchergebnisse für "maskottchen"

Die Altersringe der Maskottchen der Bundesliga-Clubs

Sonntagmorgen, Zeit für ein bisschen Kinderprogramm. Und was ist im Fußball neben dem Fußball selbst für die Kinder? Die Maskottchen.

Aber wie alt sind die jeweiligen Maskottchen? Eine Frage, die nicht nur den Liebhaber seit Monaten nicht schlafen lässt, schließlich sind anhand der diversen Antworten auch Rückschlüsse auf weitere Eigenschaften des Vereins (Tradition ja/nein, Kreativität ja/nein, allgemein gut/böse) zu ziehen. So zeigt die folgende Aufstellung, sortiert nach dem Geburtsjahr des Maskottchens, welche Vereine im Sinne der Sozialromantik ein Maskottchen haben dürfen, weil schon immer existent, und welche nicht, weil gerade erst eingeführt.

1. FC Köln Hennes 1950
Borussia Mönchengladbach Jünter 1965
VfB Stuttgart Fritzle 1992
FC Schalke 04 Erwin 1995
VfL Wolfsburg Wölfi 1997
Hertha BSC Herthinho 1999
TSG Hoffenheim Hoffi 2000
Bayer Leverkusen Brian the Lion 2002
Hamburger SV Dino Hermann 2003
FC Bayern München Berni 2004
Borussia Dortmund Biene Emma 2005
FSV Mainz 05 Johannes 2006
Eintracht Frankfurt Attila 2006
SC Freiburg Füchsle (mind.) 2009
SC Paderborn Holli (mind. 2009)
Hannover 96 Eddi 2013
FC Augsburg -
Werder Bremen -

(Werder Bremen besaß mal Pico, die Heidschnucke und für kurze Zeit „Werdi“, eine Möwe, als Maskottchen, hat aber zur Zeit ebenso wie der FC Augsburg kein eigenes Maskottchen.)

Womit wieder einmal bewiesen wäre: Sozialromantische Wandlungen behaften alles, was vor der Pubertät eines Menschen bereits existierte. Was auch bedeutet, dass jeder selbst definieren darf, was ein Traditionsmaskottchen ist, und was nicht.

Dass man ein Maskottchen nicht einfach nur nach einer Koseform des Stadtnamens benennen darf, darf hingegen nicht jeder selbst beurteilen, das ist weltweit und schon immer so.

Jedenfalls ist der 1. FC Köln in der Frage der Maskottchen der traditionsreichste Club der Bundesliga. Wer hätte das gedacht?

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Das Maskottchen der EM 2016 ist da

Hier ist es: ohne Worte.

(Es bleiben jedenfalls keine Fragen über, wer die Zielgruppe von solch Design ist. Und über Einheitsbrei bei allen Gestaltungen ohne jeglichen Charakter rund um den Fußball zu nörgeln ist nach dem x-ten Mal auch nur noch das Selbe: Einheitsbrei. Deshalb: ohne Worte. Nur zur Kenntnisnahme. Und auch als kleinerer Fingerzeig, falls man sich irgendwann mal wieder, aus Nachlässigkeit oder doch aus einer gewissen Sehnsucht heraus, irgendwelchen Illusionen hingeben könnte, dass man das tunlichst unterlassen sollte. Merken muss man sich das noch namenlose Ding — in der Lostrommel befinden sich Driblou, Goalix und Super Victor — allerdings nicht. Es wird sich schon mit Anpfiff des Turniers niemand mehr an es erinnern können. Was in dem Fall wieder mal besser so ist. Und ja, „Tor“ heißt auf französisch bekanntlich „goal“, aber Denglisch und Frenglisch zu kritisieren ist ja eh so 2006.)

Hier noch mal in besonders schön, besonders offen für alle denkbaren Projektionen. Frei von Inhalten oder Ausdruck. Ist das ein Lachen? Ist es Entsetzen? Erstaunen? Hat er gerade Aliens gesehen? Hunger? Ist er eingefroren? Liegt er bei einem Zahnarzt auf dem Stuhl? Ein jeder möge sich seine Interpretation heraussuchen oder auch schlicht: weitermachen, hier gibt es nichts zu sehen. Jedenfalls nichts von Belang.

(Filed under: Chronistenpflicht.)

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Die Maskottchen der EM 2012:
Lolek und Bolek

Nein, leider sind es eben nicht Lolek und Bolek (auf polnisch übrigens Bolek i Lolek, umgekehrte Reihenfolge also), sondern es sind — über-demokratisch, wie Fußballverbände nun mal vom Wesen her sind, hat die UEFA die Leser ihrer Webseite abstimmen lassen, welcher der drei Namens-Vorschläge von den meisten Menschen bevorzugt wird —

Slavek und Slavko.

Unter dankenswerter Mithilfe von Saumselig — genauer gesagt hat er dabei alles gemacht und ich gar nichts — haben wir uns diesen Vorschlag genauer angesehen und sind dabei zu folgendem, eher faden Ergebnis gekommen:

Slavek und Slavko sind wohl Diminuitive, jeweils polnisch und ukrainisch, des Vornamens „Miroslav“, was wiederum Frieden (hierzulande in seiner Bedeutung auch bekannt durch den Namen der Raumstation „Mir“) sowie Ruhm und Ehre („Slava“) bedeutet.

Eine Bezeichnung der Maskottchen fast ohne Erinnerungswert, unterscheiden sich die beiden Namen doch kaum. Wie hießen noch die beiden Maskottchen der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz? Weiß kein Mensch mehr aus dem Gedächtnis heraus, zumal ihr Erscheinungsbild [Link leider tot] jenem vom Slavek und Slavko so unerhört ähnlich ist, dass man meinen könnte, die beiden wären einfach noch mal recyclet und in den Osten geschickt worden.

Eine fade Bezeichnung ohne Markanz. Dabei — warum in die fernen Ideenwelten schweifen — hätte das Gute doch so nahe gelegen. Wer kennt schließlich nicht „Lolek und Bolek“, Helden diverser Kindheiten und zumindest auf diesem Kontinent ziemlich weit bekannt?

Absoluter Starfaktor schon gegeben, zudem sprechen sie alle möglichen Zielgruppen an, zum Beispiel mich, zumindest jene Teile meiner Persönlichkeit, die noch in der Kindheit verharren. Dass Lolek und Bolek beide polnisch sind, ja mein Gott, dann hätte man denen halt noch ein ukrainisches Haus hingebaut oder einen ukrainischen Schiedsrichter an die Hand gegeben oder was auch immer.

Ihr erinnert Euch?



(Ich geb zu, ich konnte mich einfach nicht zwischen den beiden Folgen entscheiden …)

Bezogen auf die Namen der Maskottchen und die Maskottchen selbst:

Chance vertan, jetzt werden es Slavek und Slavko und somit langweiliger Klimbim sein, den man mit Abpfiff des Finales in Kiew schon wieder vergessen haben wird.

So wie man noch jedes Maskottchen von Europameisterschaften bislang einfach wieder vergessen hat.

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WM-Maskottchen 2010

Das WM-Maskottchen für die ©®™€€$$$-Irgendwas im Winter 2010 ist raus:

Es heißt Jakamoto Iza Zakumi. Ein typisch afrikanischer Name, ganz so wie Sami Hyypiä auch ein typisch europäischer Name ist oder Nesat Gülünoglu oder wenn man es wirklich auf die Spitze treiben will: Pierre Littbarski.

Nun, Jakamoto Iza Zakumi also heißt das WM-Maskottchen. „So ist der Afrikaner“, speziell der von der FIFA™ finanzierte.

ZA steht für ZüdAfrika, kumi für die Zahl 10, eine Zahl, die uns, so die Massen wollen, in Sportfreunde-Stiller-weise beim nächsten großen Turnier möglicherweise wieder zum Halse raushängen könnte.

Im südlichen Südafrika — das Pendant zum östlichen Ostwestfalen — soll „kumi“ sogar ungefähr „komm her“ oder „komm her zu mir“ bedeuten oder zumindest so verstanden werden können, was zwei grundverschiedene Dinge sind, uns aber nicht davon abhält, anzunehmen, dass wir vor allem wegen des Geldes kommen sollen, welches wir selbst entweder mit warmer oder mit kalter Hand abdrücken.

Ein Leopard also ist das Maskottchen der WM in Südafrika. Das ergibt wohl mehr Sinn als für einen Löwen das WM-Maskottchen für eine WM in Deutschland zu sein. In Afrika hat man sicher mal den einen oder anderen Leoparden gesehen, einen Löwen ganz bestimmt sogar. In München und oder Deutschland hat man den letzten echten Löwen erst beim Verhandhandlungstermin von Wildmoser Jr. vor dem Amtsgericht München gesehen, als er zu x Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Andere Löwen, ob nun 1860er oder andere, gibt es in Deutschland eigentlich nicht.

Leoparden hingegen gibt es, wie gesagt, durchaus einige in Südafrika. Davon abgesehen muss man sich schämen, dass Deutschland ein Non-Maskottchen wie Goleo und/oder Pille in die Bildergalerien der Onlinemagazine dieser Welt geschickt hat, während Zakumi tatsächlich Charme besitzt. Noch kein Brüller, der Leopard, aber das muss er auch nicht sein, er muss nur schnell rennen. Vor allem über die Theken der Merchandising-Shops dieser Welt. Könnte gelingen.

(Dass der (Süd-)Afrikaner an sich damit mehr Mut zur eigenen Kultur beweist als der Deutsche ™ an sich, muss man gar nicht verwundert zur Kenntnis nehmen.)

Alles zum Thema Goleo gibt’s hier.

Alles zum Thema Maskottchen gibt’s hier.

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Ostwestfalen Maskottchenheinis — Idioten

Im Interview mit den Maskottchendarstellern des MSV und von Schalke 04 kommt Folgendes ans Tageslicht:

Werdet ihr entlohnt für euren Job?

Holger: Ja.
André: Nein, für ein Heimspiel gibt es nichts. Aber für ein Event oder eine Feier bekommen wir eine Entlohnung. Die Anreise zum RevierSport-Termin wird erstattet.

Der eine von den beiden hampelt da neben dem Platz herum, so dass er für seinen freien Eintritt das Spiel nicht schauen kann, bekommt aber nicht mal Geld dafür?

Leute gibt’s …

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MSV Dietzburg

„MSV Dietzburg“, so nannte man den Meidericher Spielverein in der Presse zu jenen Zeiten, als der heute 75 Jahre alt werdende Bernard Dietz dort aktiver Spieler war. Das war zwischen 1970 und 1982 der Fall. „Ennatz“ lautet sein Spitzname, der daher stammt, dass ein Nachbarsmädchen seinen Vornamen in seinen jungen Jahren nicht richtig aussprechen konnte. Mittlerweile heißt sogar das Maskottchen beim MSV Duisburg – natürlich ein Zebra – so. Dietz ist der Mann mit den meisten Niederlagen (221) eines einzelnen Spielers in der Bundesliga, schaffte es aber auch zum Beispiel, bei einem 6:3 über den FC Bayern München vier Tore gegen diesen zu erzielen – als Abwehrspieler.

Obwohl er versprochen hatte, dass der MSV nie absteigen würde, solange er selbst für diesen aktiv ist, war es 1982 dann doch soweit. Daraufhin wechselte er zum FC Schalke 04, mit dem er zwar ebenfalls ab-, aber auch wieder aufstieg. Und dort erzielte u. a. ein Tor beim äußerst legendären 6:6 n. V. im Halbfinale des DFB-Pokals gegen – den FC Bayern München.

Von noch größerer Relevanz aber war seine Zeit in der Nationalmannschaft, für die er von 1974 bis 1981 aktiv war und die er 1980 als Kapitän zum Europameisterschaftstitel führte. Das wird jetzt hier nur alles aufgeführt für diejenigen, denen das nicht schon alles lange geläufig ist. Eigentlich ist das Grundwissen, das muss sitzen, für Leute aus MeckPomm oder Franken gelten da aber mildernde Umstände.

Jedenfalls ist das heutige Geburtstagskind der einzige Fußballer von internationalem Rang, den der MSV Duisburg je in seinen Reihen hatte, wenn man auch bei Spielern wie Werner „Eia“ Krämer (WM-Teilnehmer), Ewald Lienen (UEFA-Pokalsieger) oder Kurt Jara (zweifacher WM-Teilnehmer) diskutieren könnte. Viele werden aber denken: Werner wer? Außerdem blieben die Genannten auch nicht so lange wie Dietz. Und so ist Bernard Dietz die Ikone schlechthin beim Spielverein aus Meiderich.

Gewürdigt wird er heute natürlich an vielen Stellen, hier eine kleine Auswahl an Links, die doch tatsächlich größtenteils (neben den obigen Fakten) unterschiedliche Facetten der Person und des Wirkens von Bernard Dietz aufzeigen.

Hier wurde man, da man Dietz nur als aktiven Spieler von Schalke 04 kannte, nicht aber vom MSV Duisburg, später war er ja auch noch lange Trainer beim VfL Bochum, nie so richtig warm mit seiner Rolle als die Ikone schlechthin beim MSV. Das aber ändert sich immer mehr und wird vor allem unterstützt durch den erst anlässlich seines Geburtstag erfahren habenden Umstand, dass Bernard Dietz in seinem Keller eine Art MSV-Museum besitzt. Natürlich auch mit vielen Elementen seiner Karriere in der Nationalmannschaft und auf Schalke, aber eben mit dem Schwerpunkt MSV Duisburg. Und dass er mit seiner Frau weiterhin zu jedem Heimspiel 110 Kilometer hin und 110 Kilometer zurückfährt, um sich die Partien vor Ort anzusehen, ist auch aller Ehren wert. Wobei das eben immer auch ein Problem für den Autor war: Wieso sollte ein Spieler die MSV-Ikone schlechthin sein, der in seinem ganzen Leben seine heimatliche Region über 100 Kilometer entfernt nie verlassen hat und somit Westfale durch und durch ist und niemals in Duisburg oder wenigstens – so wie Ewald Lienen in Moers-Kapellen – in der Nähe gewohnt hat?

Gäbe es diese Entfernung von über 100 Kilometern zum 1. FC Nürnberg, oder vielleicht in die richtige Richtung zu Werder Bremen, oder zu Eintracht Frankfurt, hätte man hier überhaupt keine Probleme mit dieser proklamierten Identifikation. Tatsächlich aber liegen zwischen Duisburg und Jottwede in Westfalen etliche andere kulturelle Einheiten und alles hinter Dortmund ist schon fast ein anderer Planet. Nun, sei’s drum. Der Umstand des MSV-Museums in seinem Keller hat nun endgültig damit versöhnt, dass er eben, bodenständig wie er seit Jahr und Tag ist, seine Heimat nie verließ, aber dennoch sein Herz beim MSV gelassen hat.

Bleiben noch zwei neue Erkenntnisse festzuhalten, die für alle, die sich nicht durch die gesamten Links kämpfen möchten, hier aufgeschrieben werden. Bernard Dietz war als Kind Fan des 1. FC Köln, womit er natürlich Eingang in diese Liste findet – und seine Frau ist die Tochter des damaligen Vereinswirts des MSV Duisburg.

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Filmkritik: „Das Wunder von Bern“

Ja, damit ist man sehr, sehr spät dran. Der Film erschien 2003 und hätte eigentlich schon längst mal konsumiert werden müssen. Allerdings gab es zwei Gründe, warum das bislang nicht erfolgte: Erstens kennt man den Ausgang des Turniers ohnehin und nachgestellte Fußballszenen sind nicht unbedingt allzu reizvoll. Zweitens ist es nun mal kein Fußballfilm. Trotzdem taucht er in Wikipedias Liste der Fußballfilme auf, also wurde er dann doch mal probiert.

Was nicht heißt, dass er nicht sehenswert sein könnte, doch die Art, wie hier das Schicksal eines nach über einem Jahrzehnt aus Kriegsgefangenschaft in Russland in einen stark veränderten Alltag zurückkehrenden Familienvaters eingeflochten wird, kratzt doch arg an der Oberfläche. Ein einziger längerer Vortrag seitens seiner Frau macht den zuvor prügelnden, verbitterten und überforderten Protagonisten plötzlich zu einem liebenswerten Vater. Echte Konflikte zeigt der Film ansonsten kaum, so dass manche Szenen wie beliebig aneinander gereiht wirken, ohne Veränderung voranzutreiben.

Da sich der Film nicht mal in den Details rund um die Nationalmannschaft an Fakten hält, sondern die Geschichte des kleinen Sohns jenes Protagonisten als lebendes Maskottchen von Helmut Rahn erfindet, kann man sich auch aus fußball-historischer Sicht das Ansehen sparen. Wieso für die wenigen Szenen, in denen Fußball gespielt wird, unbedingt Kicker mit Oberliga-Erfahrung her mussten, wird auch Wortmanns Geheimnis bleiben, denn diese Szenen tragen nichts Entscheidendes zur Qualität des Films bei.

Welcher an sich schon in unnötiger Hektik erzählt wird, wo ein schwaches Drehbuch die vielleicht nicht unfähigen, aber in hölzerne Dialoge gepressten Schauspieler in diesem Film wenig glänzen lässt. Dass er einige Preise gewann, zeigt wohl vor allem, wie schlecht es um den deutschen Film bestellt ist oder zu jener Zeit war.

Kaum Tiefe bei den Charakteren, so ist das ganze Produkt vielleicht ein nettes Puppenstübchen zum Reingucken, mit viel Liebe zum Detail in der Ausstattung des Jahres 1954, ansonsten aber weder ein Film über Fußball (oder auch nur die Entwicklungen und Dynamiken innerhalb eines Kaders), schon gar keine ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema der späten Kriegsrückkehrer. Und nicht mal ein anrührender oder bewegender Streifen, was die Macher wohl selbst spürten, weshalb sie eine ordentliche Portion süßliche Musik an allen Ecken und Enden drüberschütteten.

Prädikat: Für wen ist so ein Film? Für Fußballfans definitiv nicht, aber auch Freunde der Ästhetik der 50er Jahre werden da sicher Besseres kennen. Wirkt eher wie ein Samstagsabends-Fernsehfilm, der es mit den Fakten nicht so genau nehmen will und nur irgendeine rührige Geschichte im „Damals“ zu Bewegtbildern erwecken möchte.

Ein in dieser Form völlig überflüssiger Film, der nicht mal zur reinen Unterhaltung geeignet ist.

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Interview mit einem der großen Verlierer der WM

Hallo Herr, äh, muss ich eben nachschauen, ah, Herr Fuleco.

So ist mein Name, ja. Guten Tag.

Eigentlich sollten Sie das Gesicht der WM werden. Im Nachklapp kann man sich nicht mal erinnern, dass Sie irgendwo in Erscheinung getreten wären.

Doch, ich lag massenhaft in den Supermärkten dieser Welt aus und bei der Gruppenauslosung hat man mich auch noch wahrgenommen. Während des eigentlichen Turniers war meine Medienpräsenz dann, sagen wir, suboptimal.

Eine Idee, woran es lag?

An meinem Aussehen sicher nicht. Gut, ein Gürteltier ist jetzt nicht gerade ein Löwe, aber ich fand mich doch ganz gut designt. Vielleicht war der Fußball einfach zu gut, so dass solche Äußerlichkeiten nicht so sehr zählten

Aber wenn die WM gut war und Sie mit dieser verbunden werden, dann können Sie doch froh sein.

Das geht ja nicht Hand in Hand. Die WM 2010 war nicht so dolle, trotzdem kennt jeder noch diesen Jabulani.

Äh, Verzeihung, so hieß der Ball, nicht das Maskottchen.

Ach, naja, gut, aber an dessen Aussehen kann sich jeder erinnern. Ich bin ja scheinbar jetzt schon wieder vergessen. Und die Müllcontainer werden bald voll von mir sein, wenn sie das nicht jetzt bereits sind.

Die Stimmung ist also nicht allzu gut. Dabei grinsen sie doch immer so fröhlich.

Das ist ja eines der Probleme. Ich war für eine WM in Brasilien gemacht. Fröhlich, mit Tanz im Blut und wie endete die WM für Brasilien? Genau. Da wollte niemand mehr ein fröhliches Gürteltier sehen. Zumal die Bedeutung des Fußballs in Brasilien ohnehin abgenommen hat.

Also kein Eingang in die Geschichtsbücher oder wenigstens in die brasilianische Kultur?

Gott bewahre, bevor man mich in Brasilien mit diesem Turnier verbindet, ist es besser, man vergisst mich ganz. Das darf mir zwar eigentlich nicht schmecken, aber in dem Fall ist es wirklich besser so.

Was schlagen Sie denn vor, wer oder was als Bleibendes mit dieser WM in Verbindung bleiben soll?

Da kann es nur einen geben: die riesige Heuschrecke, die passenderweise auf der Schulter des späteren Torschützenkönigs James Rodriguez landete. Fügt sich ja auch sonst ganz gut als Bild in diese WM ein.

Sie meinen die 1,6 Milliarden Euro Gewinn für die FIFA, während Brasilien nur Kosten hatte?

Nur Kosten und dann auch noch Trauer am Ende. Dabei hab ich’s so nicht gemeint.

Okay, dann mal gutes Verschwinden im Orkus der Geschichte. Auf Wiedersehen, Herr äh …

Fuleco. Was übrigens nicht „Arsch“ bedeutet, wie in ihrem Land fälschlicherweise die Medien behaupteten. Doch als solcher fühle ich micht jetzt, mit so viel Brimborium eingeführt, nur um nicht mal eine Nebenrolle zu spielen. Aber Danke für die Wünsche, mit dem Verschwinden bin ich ja fast schon durch.

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Gewinnspiel: Endlich nicht mehr aufstehen, wenn man niemals alleine walkt

Die heutigen Stadien (und ihre Besucher) haben leider tatsächlich immer mehr von einer gleichgeschalteten Fußgängerzone in der Stadt ihrer Wahl. Überall die Filialen der selben Marken, überall der selbe Kaffee und überall dann auch die selben Meme in den Hirnen der Menschen.

Neben dem Umstand, dass man die Stadien selbst zumindest innen kaum noch unterschieden kann, tut die Einheitsgröße der Spielfelder ihr Übriges wie auch der Abschied von eckigen Pfosten aus Holz etc. pp.

Schlimm, dass auch das Sangesgut und jegliche sonstige kulturelle Äußerung immer ähnlicher wird. Man singt davon, dass Menschen, die sich einer bestimmten regionalen Identität zugehörig fühlen sollen, aufstehen mögen, dass die Spieler des Vereins niemals alleine gehen werden und die Klatschrhythmen sind auch alle ähnlich, wie sogar die Form, in der sich Spieler ihrerseits beim Publikum bedanken.

Deshalb heute ein schönes Gewinnspiel ohne Gewinne, bei dem ich ausnahmsweise auch keine Liste anlegen werde, sondern Eure Nennungen in den Kommentaren verbleiben werden. Also:

Welche Besonderheit bei Gesang, Riten, Kleidung, Kommunikation oder Identität gibt es nur bei jeweils einem Klub und falls ja, welche bei welchem Verein ist das?

Ich sage mal, Maskottchen und Vereinshymne nehmen wir raus, da hat ja tatsächlich jeder noch seine eigenen, wenn auch diese immer ähnlicher werden. Eher sind Bräuche oder zusätzliche Lieder gesucht. Aber was auch immer Euch einfällt, Schweineohren, Toffifees, Lieder, Klatschryhthmen, Kleidung — immer her damit.

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Nach Hannover folgt St. Pauli, morgen ganz Europa

Endlich greift der deutsche Fußball durch. Endlich wird aufgeräumt im Saustall „Fankultur“, mit dem man sich im aktuellen Zustand bei keinem Sponsor mehr vorstellen kann. War es gestern noch nur ein einfacher Serienmörder, der gerade mal zwei Dutzend Opfer fand, sind nun endlich auch die dicken Fische dran.

Ein Totenkopf als Insignien von Piraten, die jahrhundertelang ihr Unwesen in Europa trieben, heute noch überall auf der Welt aktiv sind, es in der Antike schon waren, heute vor Somalia und Westafrika — unvermarktbar, das muss weg. Geht nicht mehr, das wird man auch auf St. Pauli einsehen. Gewaltverherrlichend und denkt denn niemand an die Kinder.

Weitergehende Überlegungen wollen auch alle nichtvergetarischen Tiere als Maskottchen verbieten lassen, schließlich fressen diese Tiere andere Tiere. Bären, Krokodile scheiden also ganz aus, ob auch insektenvertilgende, sonst eher niedliche Tierchen verboten werden, ist noch in der Schwebe.

Es kann logischerweise nur vom deutschen Fußball ausgehen, dass auch in der UEFA endlich aufgeräumt wird. Dann ist Schluss mit der „Tartan Army“ und allen weiteren Fan-Armeen, dienen solche Armeen doch in erster Linie dazu, andere Menschen in raueren Mengen zu töten als Fritz Haarmann es je vermochte.

Bis zu NFL, NBA und Co., wo Wikinger, Panther, Krieger, Raubtiere, Haie, Falken oder eben Bären in den doch nur vermeintlich so politisch korrekten USA ihr Unwesen treiben dürfen, reicht der Einfluss des deutschen Fußballs dann allerdings nicht.

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Ein Abend im Stadion zu Lemberg

Disclosure: Die Coca-Cola Company lud mich zu dieser Reise ein, da ich im Vorfeld der EM zwei mal die selbe Reise in ihrem Name verloste.

Zur Vorbereitung auf die Reise in die Ukraine gehörte auch jene fast schon anachronistisch anmutende Handlung, dass man Geld umzutauschen hätte, bevor es dann schließlich vom Flughafen Köln zum neu aus dem Boden gestampften Flughafen L‘viv gehen würde. Im Bild 200 ukrainische Hrywnja (gesprochen: Griwnija), die in etwa dem Gegenwert von 20 Euro entsprachen. Viel mehr war auch nicht nötig, sollte es doch am selben Abend wieder zurück in deutsche Gefilde gehen — und ein Bier im Stadion kostete 16 Hrywnja, ein Softdrink 14 Hrywnja,

200 ukrainische Hrywnja

Mit einer Fluggesellschaft namens „Germania“ in Lemberg zu landen, die Fußballfans das übliche „Hurra, Hurra, die Deutschen, die sind da!“ skandierend, da kann man auch ohne größeres Geschichtsbewusstsein schon mal ernsthafte Beklemmungen bekommen. Allerdings blieb der Abend abgesehen von den unsäglichen „Sieg!“-Rufen der deutschen Fans an diesem unpassenden Orte ansonsten frei von derartigem Potenzial.

Einmal aus dem Flugzeug ausgestiegen, konnte man sofort bestätigen, dass Philipp Lahm mit seiner Bezeichnung von der Sauna nicht ganz Unrecht hatte, in welcher man sich im ukrainischen Sommer zwangsläufig befand.

Etwa 30°, wobei diese zugegebenermaßen nicht die für Deutschland typische Schwüle erreichten, bei längerem Rumstehen und Warten auf den Weitertransport schon für den einen oder anderen Sturzbach an Schweiß sorgten. Fußball spielen hätte man unter diesen Bedingungen nicht unbedingt wollen, oder zumindest, wenn, dann just for fun und nicht ausgerechnet ums Weiterkommen oder Ausscheiden bei einer EM.

Der Hitze war das spätere, etwas lahme Auftreten der deutschen Nationalspieler möglicherweise gezollt, vielleicht hatte Jogi sie aber auch nicht informiert, dass sie im ungünstigeren Fall tatsächlich noch ausscheiden konnten. Meist ist es ja so, dass die Spieler sich herzlich wenig darum kümmern, welche Konstellation zu welchem Ergebnis führt, vielleicht war wenigstens der erfahrene Hase Miroslav Klose so schlau gewesen, sich vorher zu erkundigen. Von Siegeswillen war aber weder etwas zu spüren noch etwas zu sehen, als die Partie schließlich um 21.45h Ortszeit begann. Und immer noch etwa 30°C herrschten.

Mit der Fluglinie Germania auf den neuen Lviver Flughafen

Zuvor stand ja noch der Trip vom niegelnagelneuen Flughafen zum Stadion an. So niegelnagelneu war der Flughafen, dass er noch nach „Autohaus“ roch, wenn man versteht, was ich meine. Und so neu war er auch, dass sein Vorplatz beim Schweifenlassen des Blickes nach rechts schon nach wenigen Metern endete.

Tonnen am Straßenende vor dem Flughafen

Ansonsten strahlte der Flughafenvorplatz in allerschönster Neuheit.

Vielsprachige Begrüßung am Flughafen

Unsere Reisegesellschaft wurde dann gleich auch noch in einem Bus befördert, der mit Wilhelm-Busch-Zitaten geschmückt war — eine nette Reminiszenz an das Herkunftsland der Reisenden.

Zudem wimmelte es überall vor Freiwilligen, die uns helfen sollten, den richtigen Bus und somit zum Stadion zu finden.

Die mehr oder weniger Freiwilligen begrüßen ihre Gäste

Da wir aber offensichtlich die letzten Gäste für jenen Tag waren, packten die Volunteers dann auch schnell zusammen, nachdem wir in die richtigen Busse verfrachtet worden waren. Auf dem Rückweg wimmelte es zwar später nochmal vor freundlichen Helfern, aber diese waren dann keinen Fotoeindruck mehr wert.

Volunteers packen ein

Die Fahrt vom Flughafen zum Stadion im Reisebus war dann leider die einzige Gelegenheit einige Impressionen aus der Ukraine zu erhalten, die nicht aus UEFA-gesteuerten Bauwerken bestand.

Hier eine Kirche in der Ukraine.

Eine Kirche in der Ukraine

Eine typische Straßenszene abseits der Altstadt. Bröckelnde Bauwerke allerorten, dazu herrlichstes Frühsommerwetter — und viele, tapfer sich Hügel hinaufrollende Straßenbahnen (bzw. O-Busse).

Typische Straßenszene in Lemberg

Das Stadion selbst war mit einer Metallumrandung eingefasst.

Das Stadion in Lviv

Die Toiletten, ja nun, sie funktionierten, aber man hatte vergessen, die Seifenspender aufzufüllen oder gar einen Papierkorb für die Papierhandtücher aufzustellen, so dass sich schon lange vor Anpfiff Berge an Papierhandtüchern in den Toilettenvorräumen stapelten.

Keine Papierkörbe in den Toiletten

First-world-problems, wieder einmal. Später sollten die Toiletten dann an ihre natürlichen Kapazitätsgrenzen gelangen, weshalb der Autor auch nichts zum Spielverlauf zwischen 45. und 55. Minute schreiben könnte, selbst wenn er es wollte. Bemerkenswert friedlich aber die Stimmung auch dann, wenn es einen (auch noch so kleinen) Anlass zum Ärgern gegeben hätte.

45. Minute.

Die Toiletten in der 45. Minute.

55. Minute am Catering.

Catering

Das Stadion war tatsächlich auf der Grünen Wiese errichtet worden, so dass man vom Stadion aus die Stadt nur erahnen konnte. Einmal auf den höheren Rang begeben, und schon rückte die Stadt, die typisch kommunistisch auch aus der Ferne anmutete, etwas näher.

Die Skyline von Lviv war vom Oberrang aus gut zu sehen.

Was gleichzeitig erklärte, wieso sich nur 20 Minuten nach dem Spiel der gesamte Vorplatz des Stadions schon geleert hatte: Erstens war es nun ja immerhin schon 23.30h Ortszeit, zum Anderen strebten alle daran interessierten zum Weiterfeiern in die Stadt.

Nach dem Spiel 1

Alle schon Richtung Altstadt?

Nach dem Spiel 2

Für uns ging es zum Flughafen, Zeit genug, denn wir verbrachten einige wenige Minuten im Stau, schon mal die Bilder von der Partie zu sichten. Wie überhaupt die Meinungen auseinandergingen, ob man ein gutes, mediokres oder eher glücklich gewonnenes Spiel gesehen hatte. Der Autor war der Meinung, dass die Mischung aus Hitze und fehlendem Glauben an ein tatsächlich mögliches Ausscheiden zu einer gewissen Laschheit im Auftritt geführt hatten, während andere Stimmen darauf verwiesen, dass man bei 9 Punkten aus 3 Partien wohl kaum meckern könne.

Meckern könne man allerdings über jene Pre-Game-Show, bei der ein englischsprachiger, ein dänisch- und ein deutschsprachiger Animateur sich etwa 90 Minuten lang vor dem Spiel alle Mühe gaben, den letzten Rest an Hirnschmalz aus den Fanhirnen zu entfernen. Ihre Bemühungen, Dezibelwettbewerbe und La-Olá-Wettbewerbe durchzuführen, verliefen dann auch mehrheitlich im akustischen Sand, weshalb es von dieser Form der Bespaßung auch keine Bilder zu sehen gibt.

Stattdessen fand kurz von Anpfiff dann doch noch einmal eine echte „Show“ statt, in der Tänzerinnen und Tänzer die Dänen, die Deutschen und einen Fußball symbolisierten und glaube ich etwas tanzten, was wohl kurz und knapp mit „schießt ein Tor für uns“ zusammengefasst wäre.

Tänzerei vor Anpfiff

Kurz zuvor hatten sich Mats Hummels & Co direkt vor unserer Gegengerade warm gemacht. Was angesichts der Temperaturen etc. pp.

Aufwärmen im Stadion zu Lemberg

Die Dänen waren vielzählig und -stimmig erschienen.

Wortspiel mit "Dänen" einfügen

Das Kapitänchen war ebenfalls da, heute einen seiner besseren Tage erwischt habend.

Das Kapitänchen war auch da.

Und die überaus herzigen Maskottchen ebenfalls.

Die Maskottchen von Warner Bros

Diese Kameras fingen den Elfmeter für Dänemark ein, den es dann nicht gab.

TV-Kameras

Nach der Partie also die schnelle Rückreise, auf dem folgenden Suchbild befinden sich Boris Büchler, Matthias Opdenhövel und Steffen Freund, die, das darf man netterweise erwähnen, keine Extrawurst bei Boarding oder Passkontrolle erhielten.

Suchbild mit Prominenten

Von da aus dann ins Hotel.

Hotel in Köln.

Ein müdes Deutschlandshirt abgelegt. Drei Punkte, um einen Länderpunkt beim Groundhopping reicher, allerdings ohne besonderen Glanz im Spiel. Ein etwas zu kurzer Trip in eine andere Welt, das erste EM-Spiel im Paket nach Hause mitgenommen.

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