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Schlagwort: ARD

Nine/thirteen

ARD-Late-Night-Talker Oliver Pocher ist in der neuen Saison auch in der Bundesliga-«Sportschau» im Einsatz. Pocher werde ab dem vierten Spieltag (13. September) in loser Reihenfolge analog zu seinem EM-Engagement auftreten, sagte Redaktionsleiter und WDR-Sportchef Steffen Simon am Donnerstag der Nachrichtenagentur ddp in Köln. Dabei werde Pocher nicht unbedingt Spieler imitieren, sondern zum Beispiel beim Training der Clubs auftauchen. Er sei mit vielen Bundesliga-Spielern sehr vertraut und bringe dadurch noch eine andere Perspektive in die Sendung. Im Schnitt solle der 30-Jährige alle zwei Wochen in der «Sportschau» auftauchen, kündigte Simon an.

Pocher war für die ARD in diesem Jahr bei der Fußball-Europameisterschaft als Sportreporter am Start. Zum Ende der vergangenen Bundesliga-Saison hatte er zudem einen Auftritt in der «Sportschau», wo er als Oliver Kahn gemeinsam mit Imitator Matze Knop als Franz Beckenbauer die Spielzeit bewertete.

Die endgültige Verclownisierung eines ehemals ernsthaften Sports (im Rahmen dessen, wie ernst Sport überhaupt sein kann) schreitet unaufhörlich voran. War der Welke Oliver mit seinen Comedy-Einlagen schon kaum zu ertragen, ist das, was Pocher anbietet, nicht mal mehr Comedy. Oder was soll daran amüsant sein, wenn einer wie auf dem Schulhof Grimassen schneidet und beim Reden lispelt und das dann eine „Imitation“ von irgendetwas sein soll? Glücklicherweise weiß man an dieser Stelle nicht viel über Pochers Programminhalte, um noch mehr darüber abzuledern. Doch ist a) dieser Mann nicht amüsant, sondern gibt kindlich-stümperhaften Humor zum Besten und b) gehört ein Komödiant nicht in die ohnehin schon mit anderem Klimbim überladene Sportschau, sondern zu Waldis Was-gerade-anliegt-Club, wo der Zuschauer wenigstens weiß, was ihn erwartet.

Die Sympathien für Michael Ballacks Reaktion nach dem — wohlgemerkt verlorenen — EM-Finale werden immer größer und der Wunsch, dass er die Bierhoff’schen und jetzt auch ARD’schen Pläne etwas deutlicher ausgegrenzt hätte, lodert stärker. Wie im vorigen Beitrag erst erwähnt: TV, der Anachronismus. Je länger man dort tätig ist, desto mehr scheint man den Blick dafür zu verlieren, was die eigentliche Aufgabe einer bestimmten Sendung ist.

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Ich liebe Fußball, nicht TV

Falls sich jemand gewundert haben sollte, warum hier kein Wort zu den Sirius-Popirius und sonstigen kartellamtsrechtlichen Verwaltungserlässen steht:

Ich bin Fußballfan. Ich bin sogar, obwohl ich nicht mit Kutte (Kutte?) oder Schal ins Stadion gehe, sogar Hardcore-Fußballfan.

Ich esse, atme und schlafe Fußball.

Hätte ich einen schweren Unfall mit anschließender Lähmung halsabwärts oder würde man mir jegliches Einkommen und somit nahezu jegliche Möglichkeit rauben, mein Leben selbstbestimmt zu bestimmen, ich würde dennoch weiterhin Fußball schauen bzw. in irgendeiner Form konsumieren. Mein Zivildienstleistender würde sich wahrscheinlich wundern, warum ich mich für etwas interessiere, was ich selbst gar nicht ausüben kann, aber so wäre das dann eben: Fußballfan. Hardcore.

Ich lebe für diesen Sport, dieser Sport bringt mich zum Leben, mir ist natürlich klar, dass das alles nur ein Spiel ist, ein von Menschen erfundenes Spiel, das nichts weiter als ein Spiel ist, dieser Umstand ist mir vollkommen bewusst. Dennoch gehe ich kaputt daran, wenn das von mir favorisierte Team verliert oder das Spiel wirklich schlecht ist. Dass das Spiel wirklich schlecht ist, hat aber nichts damit zu tun, ob ich bleibe oder nicht. Natürlich schaue ich jedes Spiel bis zum Ende, ob nun VfL Bochum gegen Borussia Mönchengladbach, Fortuna Düsseldorf gegen Erzgebirge Aue oder OSC Rheinhausen gegen VfB Homberg.

Es ist Fußball.

Diese eine Liebe hat aber nichts damit zu tun, ob ich bereit bin, Geld dafür auszugeben, irgendwelchen Fratzen beim Ausüben desselbigen Zuzuschauen, oder noch schlimmer, Fratzen, die darüber sprechen, so als verstünden sie etwas davon, beim Darübersprechen zuzuhören. Livebilder von den vermeintlich wichtigen Spielen sind schön, das eigentliche Drama spielt sich aber in meiner Amygdala ab, nicht dort, wo das Spiel stattfindet. Und da meine Amygdala relativ autonom ist, brauche ich weder Premiere noch sonst irgendwelche Livebilder, um mich meiner Liebe, meiner Sucht zum Fußball hinzugeben. Ich bin kein Verfechter des Solipsismus, aber das, was mich eigentlich am Fußball interessiert, die Spannung, der Spannungsbogen, die Auflösung, der schlecht, aber auch der wunderbar getretene Freistoß passiert vor allem in meinem Hirn. Und der Zugang dazu ist — für mich — immer noch kostenfrei.

Wenn die Champions League den FC Liverpool gegen den FC Barcelona antreten sieht, ist das schön, für die Champions League, interessiert mich aber nur am Rande. Natürlich würde ich in eine Premiere-Sportsbar (was für ein Sprachmurks, denn die meisten dieser „Bars“ sind alles andere als Bars) gehen, so ich Zeit und Lust hätte, eventuell ein paar Freunde fände, die mich dazu begleiteten, aber wenn das nicht der Fall wäre, änderte das nichts an meiner Liebe zum Fußball.

Wenn der VfL Wolfsburg gegen Borussia Dortmund spielt, ist das schön, sicher auch interessant, sicher kann man dort dann und wann gelungene Spielzüge, tolle Tore oder auch tolle Torwartparaden sehen, nur, es hat nichts damit zu tun, wie ich diesem Spiel gegenüber stehe. Es ändert sich absolut Nullkommagarnix, wenn ich dieses Spiel nicht sehen kann, ich esse, atme und schlafe weiterhin Fußball.

Sollte es eines Tages die Bundesliga nicht mal mehr im Radio geben, dann ginge mir ein schöner Samstagnachmittagszeitvertreib verloren, es ginge mir an Lebensqualität aber nichts verloren. Ich könnte weiterhin, so ich gesund bleibe, mit den Menschen, die ebenfalls gerne Fußball spielen, Fußball spielen und ich könnte vor allem weiterhin die Interna meiner Hirnstrukturen genießen, das, was mich zum Liebhaber dieses Sports macht. Ein Tor ist ein Tor ist ein Tor, egal, wie viel die Senderechte kosten, und gäbe es keine Senderechte, dann wäre das eventuelle Tor immer noch wunderbar. Ich könnte dabei gewesen sein, muss es aber nicht, um es zu genießen.

Von mir sieht niemals jemand auch nur einen Cent, um Fußball im TV schauen zu dürfen, und sei es noch so knapp, das „Gut“.

Fußball lebt in meinem Kopf.

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Was machen die anderen 84%?

In einer Printumfrage kam jemand zu dem Ergebnis, dass von all jenen, die sich die Spiele der EM im Fernsehen angeschaut haben, gerade einmal 16% auch das Internet als Informationsquelle bezüglich der EM genutzt haben. Holladiewaldfee, mal wieder dem Leiden des falschen Konsenses[1] aufgesessen: Ich hätte doch glatt 50% noch für einen niedrigen Wert gehalten, aber sechzehn — das schlägt meinem Konsensfass den Boden aus. Sind wohl nicht alle so wie wir hier, nur: Was machen sie dann mit ihrer Zeit? Fernsehn gucken? Bodensee-Bühne und so? Man glaubt es kaum.

Außerdem interessant: Mehmet Scholl ist besonders bei jüngeren, weiblichen Zuschauern beliebt, Monica Lierhaus hingegen bei Zuschauern ab 50. Also, irgendwie doch nicht so interessant.

[1] Falscher Konsens: Wir neigen dazu, unsere Meinung oder Reaktion als typisch für eine große Mehrheit zu betrachten, auch wenn das gar nicht stimmt. Eine Erklärung hierfür lautet, daß wir nicht gern anders sein wollen als andere, eine weitere Erklärung ist, daß sich Menschen gern in der Gesellschaft anderer bewegen, die ihnen tatsächlich ähnlich in ihren Meinungen und Reaktionen sind.

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Abraham gegen Bebraham

Kann ich mal die Fernbedienung ham?

Was ist denn das, mit Verlaub, für ein Scheiß? Da wird mir im Rahmen der Nachberichterstattung über das EM-Spiel Russland gegen Schweden tatsächlich noch ein Werbespot für irgendeine andere Wurstsendung der ARD zugemutet, die nicht mal was mit dem schlimmen Humor des Weißbier-Waldis zu tun hat, sondern noch schlimmer, Boxen ist. Glaub ich. Weiß ich nicht.

Es ging darum, dass irgendeine noch nie gesehene sportlich relevante Flitzpiepe — wahrscheinlich bei der ARD unter Vertrag — am Strand einen Strafstoß in ein notdürftig dahingelogenes Tor erzielen sollte, was sie dann gegen ihren 88 Jahre alten halbnackten Trainer auch bewerkstelligte.

Der „EM-2008″-Schriftzug blieb allerdings über die gesamte Dauer des Werbespots unten links eingeblendet und Medienbashing ist noch nicht ganz so out wie Kommentatoren- oder Modefans-Bashing, ja, es ist nicht mal so out wie Bashing-Bashing, weshalb das hier mal erwähnt werden musste. Keine Werbung nach 20h.

Manchmal wünschte man sich Werbung statt solcher Clips. Wer’s nicht gesehen hat: Dankbar sein.

Mit der EM hatte das nix zu tun und es wird nach einer solchen Lächerlichkeit ohnehin nicht eine Person mehr diese Sendung anschauen, als es vorher Menschen zu tun gedachten.

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Und immer diese hohen Managergehälter (bei geringer Leistung)

Zeit-Management, keine Ahnung, ob das auch zu Olli Bierhoffs Aufgabengebiet gehört, wenn er nicht gerade Seminare im Uhrenzusammenbauen oder vorläufige-Kader-Verkündungs-Zelebrierungen auf der Zugspitze organisieren muss. Wäre aber schön, schließlich ist ein Manager gemeinhin dazu da, zu managen. Das mit dem Zeitmanagement hat er aber noch nicht so wirklich heraus, vor allem — Skandal für einen Manager — setzt er gerade dabei die falschen Prioritäten.

„Um Standardsituationen zu trainieren, fehlte bislang die Zeit.“

So wird Jogi Löw irgendwo zitiert und man darf anfügen: Kein Wunder, wenn man dauernd mit der Familie rumhängen darf, Basketball spielt oder ansonsten unmotiviert freie Nachmittage ausschenkt.

Bei der WM 2006 hatten — damals noch — Jürgens Jungs schon keine Zeit gehabt, Standardsituationen zu üben, angeblich, weil die taktischen Defizite so groß waren. Das mag damals gestimmt haben, wenn man sich Metzelder und Podolski anschaut, mag das auch heute noch stimmen. Dennoch halte ich mal abends ne halbe Stunde Freistoß- oder Eckstoßvarianten üben, zumindest mal besprechen, für keinen so arg schlechten Grund, die Playstation, die Freundin oder die Skatkarten (Skat? Klingt ein bisschen nach 1982, dabei war Mertesacker da noch gar nicht geboren.) wegzulegen und sich auf die eigentliche Aufgabe vorzubereiten. Aber nun gut, so ein freier Nachmittag, das ist ja speziell für die Herren Lehmann, Podolski, Metzelder, aber auch Schweinsteiger und Frings oder Odonkor etwas total Neues in dieser Saison und so ist ein solcher nun mal wichtiger als eine erfolgreiche Standardsituation beim „großen gemeinsamen Ziel“.

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Am Hause — Ein Beitrag für Bastarde

Zu, eigentlich. Heute aber mal am.

Leser aus Mecklenburg-Vorvateristimkrieg, Schleswig-Holstein oder Baden-Württemberg sollten jetzt weglesen, es wird nun regional angetatscht. Das ist immer dann langweilig, wenn man selbst regional ist, aber anders. Deshalb. Bitte gehen Sie weiter, sollten Sie nicht aus dem Westen kommen. Falls doch, ich habe Sie gewarnt.

Die eine Hälfte der Bekanntschaft reist morgen, was beim Lesen dann wohl heute sein dürfte, zur Tinnitus-artigen Aufstiegsfeier der einen, wahren Borussia (sofern man URLs als Kriterium gelten lässt), die andere freut sich mit Schalke über die semi-Qualifikation Schalkes für die Chämpions League (deren unakzeptable Buchstabenkombination hier nicht nur jedes Mal die Finger brechen lässt, sondern auch einen alternativen Namen erfordert) und das letzte Drittel wartet darauf, dass die Fortuna endlich wieder im Profifußball ankommt, während das andere Viertel sicher ist, dass man beim BVB im nächsten Jahr im Europapokal richtig, richtig weit kommen wird.

Kurz gesagt, hier aufgewachsen, ist man zwangsläufig mit diesen und jenen verwandt, verschwägert, bekannt und in schlimmeren Fällen gar befreundet. Man kann also gar nicht anders als mit Menschen anderer fußballerischer Orientierung zu leben. Komischerweise fällt das sehr leicht, während es zu Zeiten von Turnieren und Ländern wesentlich schwerer fällt, zu akzeptieren, dass für eine Mannschaft zu sein gleichzeitig bedeutet, der anderen Mannschaft im Zweifelsfalle eben eine Niederlage zu wünschen. Hier in dieser Mischpoke aus Schalke, Gladbach, Dortmund und was es eben sonst noch gibt, ist morgen bis heute jedenfalls großer Feiertag angesagt. Und das Wundersame daran ist: Es fahren sogar Menschen mit nach Gladbach, die gar keine Gladbach-, sondern irgendetwas-anderes-Fans sind. Einfach for the fun of it, wie niemand so schön sagt. Ein bisschen feiern, sich freuen, Gladbach ist zurück, hooray, da kann man schon mal die Niers gerade sein lassen oder auch dem Mönch in den Teich pinkeln. Hauptsache feiern.

Damit das niemand falsch versteht: Nein. So ist es dann doch nicht. Niemand verlässt seinen eigenen Klub, geht ihm fremd oder verkauft seine Seele, wenn er morgen mit Borussia den Aufstieg feiert, obwohl er selbst RWO- oder Bochum-Fan ist. Der beste Freund ist schließlich Gladbach-Fan seit Kindesbeinen, und alleine trinken macht schließlich auch keinen Spaß. Wer würde dem besten Freund bei der Hochzeit in die Suppe spucken? Und also geht man überall hin, ohne sich zu verleugnen. Niemand fragt, aber es zweifelt auch niemand. Jedenfalls nicht hierzukreise.

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Nicht mal 30 Minuten

An anderer Stelle wurde hier schon erwähnt, dass man als Fußballspieler seine Technik und was man sonst noch vorgibt, zu beherrschen, ständig trainieren muss. Ich möchte nicht als Frauenfußballhasser missverstanden werden, aber wenn man dieses Portrait des Arbeitstages von Bundestrainerin Silvia Neid liest, darf man sich nicht wundern, wieso es bei so vielen schon bei der Ballannahme hapert.

Um 10.30 Uhr fahren wir mit dem Bus in das Stadion in Volendam, in dem abends das Spiel stattfinden wird. Dort liegt Kunstrasen, das ist ungewohnter Untergrund für uns. Ich lasse die Mannschaft fünf gegen zwei spielen.

Gegen 11 Uhr geht es zurück ins Hotel zur Spielbesprechung. Wir reden über Taktik und Standardsituationen. Das dauert nie länger als 20 Minuten, weil sonst die Konzentration im Team nachlässt. Videoanalysen haben wir schon am Tag zuvor gemacht.

(Kursivstellung von mir.)

Keine 30 Minuten Fußballspielen, aber auch keine 30 Minuten Taktikbesprechung. Okay, das ist der Spieltag, man darf davon ausgehen, dass tatsächlich die Hauptarbeit schon vorher gemacht wurde und vielleicht gibt dieser Beitrag auch einfach ein falsches Bild, dann muss sich Silvia Neid aber fragen lassen, mit welcher Naivität sie ausgerechnet ein solches Portrait von ihrem Arbeitstag zu veröffentlichen erlaubte. Offensichtlich mit großer.

Außerdem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Norbert Galeske, seines Zeichens der Kommentator für Frauenfußball im Fernsehen, ständig so spricht, als spräche er mit Kindern — und als seien die, über die er berichtet, ebenfalls Kinder, denen man eben nachsehen müsse, dass die Motorik noch nicht so ausgefeilt ist wie bei Erwachsenen. Da freut man sich schon mal darüber, dass eine Frau „aus über 25 Metern“ aufs Tor schießt oder darüber, dass „viele, viele Zuschauer“ schon im Stadion seien. Entschuldigung, aber ich bin nicht mehr 12, man muss mit mir nicht reden wie mit einem Kind, um das Wort „Doofen“ zu vermeiden.

Frauenfußball ist eine ernstzunehmende Veranstaltung, genauso wie es Siebenkampf der Frauen, Hürdenlauf oder Handball ist. Warum redet der zuständige Kommentator dann in einer Weise, die genau das Gegenteil vermittelt? Und warum passt der Artikel über Silvia Neids Arbeitstag zu diesem Gegenteil wiederum haargenau?

Man wird den Eindruck nicht los, dass es bei diesen Länderspiel-Treffen hauptsächlich ums Fressen geht.

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Schweiz — Deutschland 0:4
Briefchen an die Protagonisten

Lieber Klugscheißer-Kloppo, so ein ähnliches Tor wie Gomez‘ 3:0 erzielte nicht Butrageno (ESP) mal bei der WM 1986 gegen Toni Schumacher, sondern Burruchaga (ARG).

Lieber Urs Meier, wenn Du die Witze Deiner Gesprächspartner erst nicht verstehst und dann auch noch mit einer Antwort antwortest, die noch mal unterstreicht, dass Du den Witz nicht verstanden hast, dann halte es doch besser mit Dieter Nuhr. Solltest Du es auch beim nächsten Mal nicht schaffen, diese Regel einzuhalten, dann bleib doch lieber ganz zu Hause.

Lieber Bastian Schweinsteiger, wenn Du keine Lust hast, dann gilt für Dich derselbe Rat wie für Urs Meier. Früher gab es wenigstens noch sinnlose Weitschüsse von Dir zu bestaunen, ganz besonders in Länderspielen und ganz besonders in Situationen, in denen ein Tor hermusste. Das war heute nicht der Fall, okay, da kann man auch schon mal auf Weitschüsse verzichten. Das Problem bei Dir ist nur: Wenn Du keine Weitschüsse machst, dann sieht man von Dir eigentlich gar nix im Spiel. Wobei die Weitschüsse ja auch meist misslangen (außer gegen Portugal), insofern geschenkt. Also bleib einfach zu Hause.

Lieber Jogi Löw, dass Du Piotr Trochowski immer noch nominierst, ist nicht Dein Ernst, oder? Der Schal war aber schön (schöner sogar noch als Hansis Schal) und dass Du uns heute mit Deinem Westchen an einen der Totengräber aus den Lucky-Luke-Comics erinnert hast, wird Dir auch verziehen, sofern Du weiterhin auswärts nicht verlierst. Das wäre ab dem 8. Juni ganz wichtig. Noch mal zum Ausschneiden und unters Kissen klemmen: „Auswärts nicht verlieren.“

Lieber Sebastian Prödl, Dein Platz im alljährlichen Video zu den Pleiten und Pannen im Fußball ist Dir sicher. Circa 2 Meter vor der eigenen Torlinie wie ein Anfänger über den Ball zu florettieren und so den Niederländern den Anschlusstreffer zu ermöglichen, wird Dir einen Ehrenplatz in den vielen Funvideos bei youtube sichern. Und viele Anfänger ermutigen, es doch auch mit dem Fußball zu versuchen. Vielleicht ruft ja morgen der Blatter Sepp an und dankt für die Verdienste um den Fußballsport.

Lieber Köbi Kuhn, heutzutage ist es eigentlich nicht mehr üblich, dass man in proffessionellen Interviews als Fußballproffitrainer seine verständlicherweise getrübte Stimmung so natürlich und unverfälscht raushängen lässt wie Du im Interview beim ZDF. Frag mal den Jürgen Klinsmann bezüglich eines Kommunikationstrainings, wie man auch nach dem schlimmsten 0:4 nicht mit so brüchiger Stimme spricht und vor allem noch mit einem Grinsen herauskommt. Sehr wirksam, so ein Progamm. Dann aber Obacht vor der lokalen Boulevardpresse und ihren fiesen Spitznamen.

Lieber Oliver Neuville, es sieht schlecht aus für Dich. Deine Schweizer Landsleute waren so schlecht aufgestellt, dass sie selbst dem Unaussprechlichen einen steilen Pass ermöglichten, den Podolski zum ENG verwertete. Das hat Deine Chancen nicht gerade erhöht, demnächst auf Kosten des DFB auf Heimaturlaub gehen zu können. Maastricht soll aber auch schön sein.

Herzlichst, Euer Trainer Baade

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Zahl der Woche – Folge XXI

120.750 Euro ist der höchste Preis für die die Platzierung eines 30-sekündigen Werbespots in der ARD „an der EM“ (oder sagen das nur die Schweizer?).

Einmal auf einen solchen Werbespot verzichtet und stattdessen das Geld gespendet, schon hätte man fast den KFC Uerdingen gerettet.

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KFC Uerdingen: Vielleicht doch nicht ganz so ewig, sein 7:3

Das Spiel selbst wird „ewig“ bleiben, der Klub vielleicht nicht. Wie Herr Wieland berichtet und ich selbst ebenfalls kürzlich erwähnte, steht der KFC Uerdingen kurz vor der Pleite. Bis zum 15.1. müssen 150.000 Euro aufgetrieben werden. Dazu haben sich ein paar selbsternannte Retter eine Aktion ausgedacht, bei der 1000 Personen jeweils 100 Euro spenden sollen, der Rest des Geldes soll durch die Erlöse zweier Freundschaftsspiele zusammen kommen. [1] Die Url dieser Gruppe von Leuten lautet Tradionsretter.de, was mich irgendwie kaum von den Socken haut. Nur weil etwas Tradition hat, muss man es noch lange nicht bewahren. Außerdem bin ich der Auffassung, dass man die 100.000 Euro lieber mir spenden könnte statt so etwas Abstraktem wie einem Fußballverein, dennoch unterstütze ich die Aktion mit einem Verweis auf selbige, nicht ohne mir zähneknirschend einzugestehen, dass ich ohnehin nicht so viele Fans habe wie der KFC Uerdingen.

Also, auf, auf, gerade jetzt nach Weihnachten sitzt das Geld doch so locker, und gespendet. Was sind schon 100 Euro gegen die Qualen, die die Fußballstadt Krefeld, die eigentlich ohnehin eine Eishockeystadt ist, seit Jahren erleidet und noch erleiden müsste, wenn es den KFC Uerdingen nicht mehr gäbe. Immerhin sah ich das erstes Profifußballspiel meines Lebens in jener Grotenburgkampfbahn, die als eins der wenigen Stadien noch seine Eigenheiten (eine Kurve gerade, eine Kurve kurvig) bewahrt hat.

Zu besagtem 7:3, kürzlich noch bei den 11 Freunden als das beste Fußballspiel aller Zeiten gewählt, gibt es heute in diesem komischen Anachronismus namens Fernsehen ein „Special“, ab 16.45h im WDR, das von der FAZ als außerodentlich sehenswert empfohlen wird.

Nicht ganz so hörenswert dazu ist die Audiogalerie in der ARD, in der Wolfgang Funkel und Karl-Heinz Feldkamp jeweils äußerst knappe Statements zum Spiel abgeben. Trainer Feldkamp sagt, dass die Strategie vor allem daraus bestand, „alles zu geben, den Gegner 90 Minuten lang zu beschäftigen“.

Spielt Galatasaray nicht Champions League?

[1] Wer auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet die beiden größten Zuschauermagneten der hiesigen Steppe, den MSV Duisburg und Rot-Weiß Oberhausen, als Rettungsgegner zu verpflichten, der … möge sich doch mal bei mir melden, er könnte mir eventuell bei der Doktorarbeit zum Thema „Verzerrte Wahrnehmungen, Realiätsentfremdung und Wunschdenken unter Fußballanhängern“ weiterhelfen.

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Jochen Hageleit: Irgendwie tot

Manchmal fühlt man sich schlecht, manchmal fühlt man sich gut. Manchmal denkt man, man sollte lieber sterben, manchmal denkt man, man wird ewig leben.

Solche Szenerien kommen in aller Leuts Leben vor, aber richtig tot ist man erst dann, wenn man richtig tot ist.

Jochen Hageleit hingegen prägte den Ausdruck des „irgendwie tot“, als er im Interview mit der ARD vom Trauerspiel im Brüsseler Heyselstadion erzählt.

Das habe ich. Ich bin unmittelbar nach den Ereignissen runter und habe dort gesehen, wie junge Menschen – ganz junge Menschen – hinausgetragen wurden. Ich konnte mir eigentlich kein Bild machen, habe gedacht, dass sie verletzt sind. Als man dann aber Tücher über diese Menschenleibe deckte, kam mir doch die Idee, dass etwas dran sein muss, dass sie irgendwie tot sind.

„Irgendwie tot“.

Die Hospizszene könnte sich möglicherweise neue Kreise erschließen, würde sie sich diesen eleganten Spruch zu eigen machen.

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Icon-Quiz

Heute mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad:

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Wer weiß, was dieses Icon im Rahmen eines Fußballspiels bedeuten soll, kann der strahlende Sieger werden.

Es ist ganz einfach: Das Icon symbolisiert einen verwandelten Strafstoß.

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So gesehen im Liveticker der ARD.

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Making of Sportschau

Ich hasste schon immer Making-of-Beiträge zu Kinofilmen, mit Ausnahme jener, bei denen ein paar Special Effects erklärt oder gezeigt wurden. Alle anderen Teile, in denen sich die Schauspieler in endlosen, geheuchelten Elogen und Lobhudeleien über den Regisseur, ihre Kompagnons oder die Putzfrau ergingen, entzogen sich sofort meiner Aufmerksamkeitsallokation. Wen interessiert, ob der Regisseur ein menschenverachtender Miesling oder ein detailbesessener Perfektionist ist, so lange man nicht expliziter Liebhaber dieses einen Films/Schauspielers/Regisseurs ist? Abgesehen davon erführe man ersteres — dass einer ein menschenverachtendes Arschloch mit schwerer Persönlichkeitsstörung und häufigen Aggressivitätsschüben ist — ohnehin nicht in so einem Making-of. Da wird nur schöngefärbt und sinn- und erkenntnislos drauflos gebrabbelt und gemarketingsprecht.

Da ich diese Erfahrung mit Making-ofs sehr prägend finde, verzichte ich darauf, zum Making-of-Beitrag der Sportschau zu verlinken. Die Elogen sind hier nicht ganz so peinlich und vielzahlig vorhanden, dafür ist der Inhalt aber so interessant, dass ich beinahe eingeschla

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