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Schlagwort: Fußball

Was an Fußball noch gefällt

Man muss keine Dogmatiker ertragen, die einem ständig weismachen wollen, dass dieses oder jenes Spiel im Original viel besser wäre.

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Von Tricksern und Blendern

Es gibt noch eine Million anderer Gründe, warum man das Geschwafel der FIFA ablehnen muss, bezüglich des Märchens, dass der Fußball die Welt verbessert, dass er usw. Punkt Bindestrich.

Wenn ernsthaft behauptet wird, dass der Fußball, der Fußball, der Fußball als Karrierechance Menschen eine bessere Zukunft eröffnet, dann sollte man die FIFA sofort zwangsenteignen und die Gelder für eine generelle Förderung aller möglichen benachteiligten Menschen einsetzen.

Was für eine faschistoide Form von „Chance“ ist das, wenn nur Menschen, die besonders schnell, groß, zweikampfstark sind, eine solche „Chance“ haben? Und wie abenteuerlich traurig, wenn man das auch noch als „Chance“ verkauft, weil diejenigen welchen sonst keine haben. Von den bei diesem Gerangel am Boden liegen Bleibenden genauso zu schweigen wie von jenen, welche gar nicht erst in dieses Rennen eintreten können.

Ja, ist populistisch, klar. Aber was ist die FIFA mit ihrem Sermon anderes als ein Haufen von Lügnern und Blendern? Das ist nicht nur populistisch, das ist auch allgemein bekannt.

Dennoch muss es immer wieder mal gesagt werden.

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Der weiße Brasilianer ist gescheitert

Hatte man geglaubt, wenn Leute wie Loddarmaddäus oder Andreas Brehme es schaffen, den Trainerschein zu erwerben, dass man gar nicht durchfallen kann bei diesen Prüfungen zum Fußballlehrer und seinen diversen Zwischenschritten wie A-Lizenz, B-Lizenz oder C-Lizenz, dass man also höchstens mit einer schwachen Note und dann eben nicht als der vielzitierte Jahrgangsbeste bestehen würde, widerlegt ausgerechnet ein Spieler diese Annahme, der zumindest nicht mit verbalen Stilblüten in Interviews oder durch ausgeprägte Ignoranz gegenüber Neuerungen im Fußball aufgefallen wäre. Dem man es hier, jaja, da gehen die Ansichten naturgemäß auseinander, auch nicht gegönnt hätte, eines der wenigen unrühmlichen Beispiele zu sein:

Bernd Schneider hat die Ausbildung zur B-Lizenz im November nicht geschafft.

Daran, dass er Raucher ist, wird es nicht gelegen haben, denn auch Loddamaddäus („aber nur die Leichten“) schmökt sich gerne mal eine. Dann doch an den mangelnden kognitiven Kapazitäten? Was nur ein weiterer Beweis dafür wäre, dass tatsächlich so etwas wie eine Fußballintelligenz im Sinne einer Inselbegabung existiert, welche keine Rückschlüsse auf die sonstigen Fähigkeiten des auf dem Platz noch so herausragenden, gut antizipierenden und vorausschauend dribbelnden Spielers zulässt.

Schade. Ein künftiger U21- oder U19- oder was-auch-immer Trainer Bernd Schneider ließe den Zuschauer weniger gegruselt die Interviews und Taktik-Diskussionen ertragen, als es bei manch aktuellem Trainer der Fall ist.

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Mangel an Kreativität

Ein Mangel an Kreativität kann sich immer rächen. Auf dem Platz, aber auch daneben.

Da ich gegen Ende des letzten Jahrhunderts geboren bin, werde ich das nächste nicht mehr erleben. Was gleichzeitig auch bedeutet, dass ich bei jedem weiteren noch folgenden großen Fußballturnier Werbung für Selbiges werde ertragen müssen, bei der „findige“ Menschen die 0 nach der Anfangs-2 bei der Jahreszahl durch einen Fußball ersetzen werden.

So viel Originalität in der Werbung — nur nicht bei jener, welche mir begegnet.

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Space Pitch Invaders

Ausnahmsweise sind weder die freundlichen, oft nackten Streaker gemeint noch die Hirnis aus der Berliner Ostkurve, wenn es um eine Pitch Invasion geht: das nette Game Pitch Invasion lädt dazu ein, die eigenen 4 Tore zu verteidigen und dabei keine Rücksicht auf Namen oder Nummern zu nehmen.

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Wer weiß schon, was „buh“ bedeutet?

Gerne auch als „Buuuh“ geschrieben, aber das wäre dann auch zu viel des Guten. Ich erwähnte schon die chinesischen Menschen, mit denen ich arbeiten durfte. Davor, gar nicht so lange her, aber als noch die USA eines der führenden Länder dieser Erde waren, waren es auch oft amerikanische Menschen, mit denen ich arbeitete. Wie es der Zufall so will, hatten sie überhaupt keine Ahnung von Fußball, waren aber — so wie man ja auch gerne die einheimischen Speisen probiert und mindestens einmal auf einem Volksfest in der neuen Heimat gewesen sein muss — äußerst interessiert daran, mal ein Fußballspiel live im Stadion zu erleben. Als es zu dieser Zeit dann zu ihrem Unglück, was sie nicht ahnten, so war, dass die USA zu einem Testspiel gegen die Klinsmannsche Elf in Dortmund antraten, in welchem Klinsmann nach seiner 1:4-Klatsche in Florenz unbedingt auf einen deutlichen Sieg angewiesen war, um die FOTO und alle anderen Knackwurst-Experten des deutschen Fußballs zum Schweigen zu bringen, entschlossen sie sich dazu, ausgerechnet dieses Spiel, in dem eigentlich von vorneherein klar war, dass die USA nichts würden bestellen können, zu besuchen. In Dortmund, wenn mich nicht alles täuscht, damals, in der Prä-WM-2006-Euphorie tatsächlich ausverkauft.

4:1 für Deutschland endete diese Partie. Jürgen Göppingen rettete seinen Kopf vor dem Strick, wie es jene, denen Robin Hood noch den Henker per Pfeil und Bogen erschoss, nicht knapper gekonnt hätte.

Die Amerikaner indes kehrten verstört nach Hause. Eine Sportart, in der die ihrigen sogar gegen Deutschland (ein Land, in dem man nicht Baseball, nicht American Football, kaum Basketball und zwar schon lange, aber wenig erfolgreich Eishockey spielt) verloren, könnte wohl kaum, Hype hin oder her, ihre neue bevorzugte Sportart werden.

Was den Abend nach der amerikanischen Niederlage dann beschloss, war eine Frage der Hausherrin, von der ich bis heute kaum glauben kann — so unterschiedlich sind die Kulturen — dass sie sie ernst gemeint hatte, aber dem war wohl so:

If Germans „boo“, does it mean they are not satisfied with the game or with the action going on?

Ich sagte: ja.

Ich dachte, das sei weltumspannend klar, was „buh“ bedeutet, aber da hatte ich mich wieder mal getäuscht.

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Wo die Asche dunkel ist

Ich war immer Linksaussen.

400 Jahre Vereins-Dienlichkeit, 400 Jahre Vereinstreue. Der Baade, der spielt links vorne. Den kann man „blind“ aufstellen. Der rennt da vorne rum und schläft die Flanken vorne rein. Dribbelt immer noch, egal wie alt oder jung, die Gegner aus und schlägt dann die Flanke rein.

So sehr ich diese Position geliebt habe: Es kommt aber auf die Zuarbeit an. Man gewinnt ein Spiel eben nicht alleine. Als „Werner“ diese Position der Zuarbeit verließ, folgte darufhin „Klaus“.

Damit war der Käse gegessen.

Es gab keine Zuarbeit von hinten mehr. Es folgten nicht die Pässe in die Gasse. Es kam eigentlich gar nix mehr außer Missverständnissen. Er spielt lang, ich geh kurz. Das Problem war nicht so sehr eine tatsächlich schlechte Fähigkeit, sondern dass jemand den Grundbegriff des Fußballlspiels nicht verstanden hatte:

Der Passempfänger enscheidet, wo der Pass hinkommt.

Nicht der Passspieler.

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Der Mensch als Nörgler

Es ist alles so ausgelutscht. Ich nerve mich selbst schon damit. Seit es twitter gibt (bzw. genauer gesagt natürlich: seit ich dort teilnehme) ist es noch mal zwei Portionen schlimmer geworden. Alle, die sich äußern, äußern sich negativ. Nicht zum Spiel, nicht zu solch einem Spiel wie Manchester gegen Bayern, aber zur Berichterstattung darüber. Sei es die Krawatte, die einer trägt, sei es das hohle Interview (besonders gerne von mir bemäkelt), sei es die Tatsache, dass ManU in England nicht ManU heißt, sondern ManUtd oder United.

Es scheint, als sei die Menschheit eine Horde von erbärmlichen Klugscheißern. In dieser Horde weiß jeder alles, aber wirklich alles besser, und mit twitter hat auch jeder einzelne dieser Horde nun das nötige Postillionshorn in der Hand, um sein Besserwissen auch jederzeit kund tun zu können.

Die romantischen, poetischen, in 140 Zeichen amüsanten oder kreativen Tweets verlieren sich in den Millionen von Abläster-Tweets, die durch die anderen Millionen von Tweets, die einfach nur einen lustigen, interessanten oder lesenswerten Link enthalten, nicht gerade aufgefangen werden, zumal da ja noch die Milliarden an Klugscheißer- und Schlechte-Laune-Ausdrück-Tweets sind.

Natürlich ist Twitter auch gar nicht das Medium für eine Auseinandersetzung, es liegt mir vollkommen fern, grundsätzlich etwas gegen Twitter einzuwenden. Jeder ist frei darin, wem er folgt, wie häufig und wie genau er die Tweets anderer Leute verfolgt.

Das ist hier auch gar nicht das Thema, denn hier geht es immer noch um Fußball (denn der ist immer noch wichtig). Nur scheint es so, dass die Haupt- und Lieblingsbeschäftigung von Twitterern ist, TV-Sendungen (!) zu kommentieren. Anstatt sich hinzusetzen und eine Email an die Sendungsbetreiber zu verfassen und abzusenden, wird getwittert über das TV wie es twitteriger nicht geht. Mein einer von den beiden Opas war berüchtigt dafür, dass er kein gutes Haar an irgendeiner Fernseh-Sendung ließ, ob nun politische Diskussion oder Neujahrs-Ski-Springen. Warum er dann trotzdem immer alles geschaut hat, was das Fernsehen damals anbot, lässt sich auch nach längerem Grübeln nicht schlüssig begründen.

Offensichtlich war das Ablästern an sich der Zweck des Fernsehschauens. Und so scheint es auch mit diesen Twitterern zu sein: Je beschissener eine Sendung ist, umso lieber wird sie geschaut. Genauso gilt dies wohl auch fürs ins Stadion gehen: Je beschissener die eigene Mannschaft spielt, umso lieber geht man hin, weil man dann zurecht und mit Recht nörgeln kann.

Der ist doof, der andere ist lahm, der andere hat zwei linke Füsse, der Trainer ist ein Abzocker und der Präsident ein Vollidiot. Ja, herrlich, was kann man sich Besseres wünschen als notorischer Berufsnörgler? Nichts natürlich.

Sollte irgendwann per Zufall mal Erfolg oder schöner Fußball ins eigene Stadion Einzug halten, wird der Berufsnörgler mit der Faust in der Tasche dort sitzen und still leiden. Er weiß aber: die nächste schlechte Phase kommt bestimmt.

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Tischtennis, my darling

Als ich – wie es in letzter Zeit immer häufiger wird – zuletzt mit ein paar Chinesen arbeiten durfte, war der gesellschaftspolitische Vorteil, dass ich mich in allen Ligen von Schottland bis nach Albanien sehr gut auskenne, dahin.

Denn die Chinesen spielten keinen Fußball, und sie goutierten ihn auch nicht. Natürlich war ihnen Manchester United ein Begriff, der FC Liverpool (FC Everton leider nicht), sie wussten auch mit einer Europameisterschaft und einer Weltmeisterschaft etwas anzufangen.

Nur: Interessiert hat sie das nicht wirklich. Ungefähr so, denke ich, wie mich interessiert, welches Mode-Label Victoria Beckham gerade in den Ruin reißt. Natürlich, man liest davon, wie man ja auch von Toten in Afghanistan liest oder von umstürzlerischen Bestrebungen im studentischen Frankreich. Kümmern tut es einen allerdings nicht.

Und so waren sie so höflich, zu sagen, dass sie natürlich wussten, dass Deutschland im Finale der Europameisterschaft stand. Und wer Wayne Rooney ist. Und so weiter. Es hat sie aber nicht interessiert. Was sie interessiert hat, war Tischtennis.

Tischtennis.

Sobald diese Vokabel einmal gefallen, einmal gelernt war, gingen ca. 30% des Unterrichts dafür drauf, sich über Tischtennis zu unterhalten. Tischtennis hier, Tischtennis dort, dieser und jener Aufschlag, die größten Stars, die Geschichte des Spiels, die Faszination auch, die dieses Spiel umgebe, alles, alles, Tischtennis, Tischtennis, Tischtennis.

Ich schaltete dann irgendwann auf Autopilot, weil keiner mehr meine durchaus grandiosen Anekdoten zum Thema Fußball hören wollte.

Tisch-ten-nis.

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Der genialische Moment (wird gemeinhin falsch verstanden)

Danke für alle Kommentare zu einem meiner letzten weniger frequentierten Beiträge: „Der eine, feine Pass“. Es freut mich natürlich, wenn ich damit erfreuen konnte, das ist ja quasi die basale Intention dieser ganzen Seite. Mir selbst muss ich keine Witze erzählen, da ich diese in aller Regel schon kenne. Ganz besonderer Dank geht in diesem Fall an den werten erz_, der die Kontextschmiede [Link zur Zeit nicht verfügbar] betreibt, ohne dass man aufgrund seines Nicks auf eine besondere Vorliebe für einen Klub aus Aue schließen sollte. Erz fügte dem Ganzen tatsächlich noch mal, wie es seine Art ist, etwas Lesenswertes hinzu, nämlich die interessante Frage, wodurch sich dieser eine, gelungene Pass von den anderen Situationen, die man so beim Spielen erlebt, unterscheide. Welche anderen Situationen er meint, schildert er in seinem Kommentar zum Beitrag.

Ich möchte einerseits nicht dem Inhalt meines eigenen oben genannten Beitrags widersprechen, dem werten Erz jedoch schon. Das allerdings nur in einer ganz bestimmten Vokabel. Denn man, wie er sich ausdrückt, berechnet nicht alle Vektoren der möglichen Bewegungen auf dem Platze. Dafür geht das Ganze für das menschliche Hirn zu schnell. Also dafür, in der Lage zu sein, die Geschehnisse und Verläufe explizit zu berechnen.

Was ich damit meine, kann sehr gut mit dem Bild veranschaulicht werden, dass ein Hund, von dem nicht anzunehmen ist, dass dessen Gehirn ganz grundsätzlich anders als das eines Menschen funktioniert, vor allem — und das ist ja offensichtlich — nicht jener Teil des Gehirns, welcher für Bewegung oder besser gesagt Bewegungskoordination im Zeit-Raum-Kontinuum zuständig ist, von welchem (dem Hund, nicht dem Kontinuum) dennoch anzunehmen ist, dass er nicht den blassesten Schimmer davon hat, was „rechnen“ überhaupt sein könnte (nicht zu verwechseln mit „zählen“). Trotzdem ist dieses irdische Wesen relativ problemlos dazu in der Lage, seinen Körper auf solche Weise in diesem Zeit-Raum-Kontinuum zur rechten Zeit an der rechten Stelle zu positionieren, dass der Hund beispielsweise eine Frisbee-Scheibe, aber auch einen sehr schnell geworfenen oder geschossenen Tennisball mit seinen ihn gegebenen Möglichkeiten aus der Luft, mitten im Flug zu fangen in der Lage ist.

Dass ihm das nicht immer gelingt, wie gut er auch geübt sei in dieser Aufgabe, lässt darauf schließen, dass schlechte Pässe, schlecht verarbeitete oder weitergeleitete Pässe weniger jenem Teil des Gehirns zuzurechnen sind, welchen wir gemeinhin dafür verantwortlich machen, dass wir als Menschen uns über Tiere und noch zu entdeckende andere Welten erheben zu dürfen meinen, als vielmehr: dass da ziemlich viel Kleinhirn beteiligt ist, welches wiederum einerseits jeder Mensch besitzt, andererseits aber, sonst gäbe es diese Unterschiede in der fußballerischen Qualität zwischen Menschen nicht, nicht bei jedem gleich gut ausgeprägt ist, in seiner Effektivität, die Lösung ballistischer Aufgaben einzuschätzen.

Denn, um es kurz zu sagen: Das Kleinhirn rechnet nicht, es schätzt. Da es schätzt, wozu eben auch eine pro Lebewesen unterschiedlich lange Lernzeit gehört, verschätzt es sich auch des Öfteren. Je nach Qualität des Spielers Kleinhirn des Hundes. Insofern darf man von einem schlechten Pass (oder auch: Torschuss) nicht auf grundsätzlich mangelnde Qualität eines Spielers schließen. Ein solcher Schluss wäre erst dann möglich, wenn man eine ausreichende Anzahl an Schuss-, Pass oder auch (für Torhüter) Fang-Situationen beobachtet hätte, welche den Gesetzen der Inferenz(?)-Statistik genüge tun würden.

Was wiederum die große Anzahl an Fehleinkäufen erklärt, welche sich nur in dem Anschauen eines Zusammenschnitts der „besten Szenen“ eines Spielers begründen. Die eigentlich relevante Information hierbei wäre ja: Wie viele Versuche hat jemand benötigt, um solch tollen Fallrückzieher, Dribbling oder auch Doppelpass hinzubekommen und noch viel wichtiger, wenn aber auch eigentlich die selbe Frage: Wie wahrscheinlich ist es, das er diese eine sehr gute Lösung der Situation zu wiederholen in der Lage wäre?

Man erinnert sich heute noch gerne und mit großer Erheiterung an die — das ist jetzt Zufall, dass es diese ist — Schalker Einkaufspolitik, irgendeinen Eddie Soundso aus Österreich tatsächlich für einigermaßen viel Geld zu verpflichten, weil jener Eddie (oder so) in jener Partie zwei oder vier gute Stürmerszenen gegen Schalke hatte. Ohne zu ahnen, wie er in seinen sonstigen Partien auftrat. Nicht weit davon entfernt ist übrigens auch jene Art, nach der der FC Bayern seine Spieler einkauft. Weil Uli Hoeneß, so traurig das ist, zwar ein Lehramtsstudium begann, dabei aber nicht weit gekommen zu sein scheint.

Ein immer mal wieder spielerisch schwächelnder Franck Ribery wäre einem Arséne Wenger sicher nicht ins Haus gekommen. Das vermeintlich „genialische Moment“, das manche Spieler manchmal zu haben scheinen, ist ja nur eine der eigenen schlechten Einkaufspolitik geschuldete Verbrämung der Tatsache, dass dieser Einkauf genau jene Aktion, die zu einem Tor führte, eben nicht ständig im einigermaßen zuverlässig abzurufenden Verhaltensrepertoire hat.

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Der eine, feine Pass

Nur-Fußball-Gucker jetzt bitte mal weg-gelesen. Lest heute bitte woanders weiter.

Es geht heute um den einen Pass. Nein, nicht um den Pass, der das Siegtor bringt. Sondern um den einen Pass, der die eigene Glückseligkeit bringt. Der eine Pass (pro Spiel/pro Saison, mal so, mal so), der dazu führt, dass man das Gefühl hat, dass man Fußball doch spielen kann. Man spielt viele Pässe pro Spiel, pro Saison natürlich noch mehr. Man spielt immer viele Pässe. Aber nur wenige sind dazu in der Lage, einem das Gefühl zu geben, dass man doch das Spiel verstanden habe. Dann kommt er an (sonst wäre er ja nicht der Pass), dann macht der Stürmer, wie immer, wieder einen großen Mist daraus. Aber das stört nicht. Man geht nach Hause, die Gasse, die man den Pass gerade hinunter gespielt hat, wieder hinauf, macht einen glücklich. So viele Zweifel, so viele Argwöhner.

Aber dieser Pass da, der dokumentiert: Man kann doch Fußball spielen. Und verstehen. Danke. Gute Nacht. (Und jedes eigene Gehirn weiß genau, wann ein Pass genau so gewollt war und wann nicht.)

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Ultras, go home! (Reclaim the game)

Ein wenig spät, dieser Beitrag, ein ganz klein wenig populistisch auch. Ein ganz klein wenig auch davon eingefärbt, dass man hier als Fußballzuschauer im Stadion gerne das Spiel erleben, erfahren und leben möchte, und die x Euronen nicht dafür abgedrückt hat, von sich selbst feiernden Dauergesängen beschallt zu werden, denn sonst wäre man zum Männerchor-Konzert gegangen.

Aber:

Wer ernsthaft glaubt, „der Verein“ zu sein, nur weil er a) manisch zu allen Spielen hinfährt, die dieser Verein irgendwo hat (übrigens beschränkt sich dieses Phänomen nicht auf Fußball allein, es gibt auch durchaus nicht wenige „Fans“, welche einer Band zu allen ihren Konzerten hinterherreisen, so weit das finanziell und von der Entfernung her machbar ist, allerdings schreiben diese Band-Fans den Bands selten vor, wie viele Autogramme sie zu geben haben und welche Songs im jeweiligen Set gespielt werden sollen) und b) ohne jegliches Gespür 90 Minuten lang die gleichen Gesänge singt, gänzlich unabhängig vom Spielstand; wer ernsthaft glaubt, aus diesem seinen befremdlichen Verhalten, welches in der Organisation der Hierarchie der übrigen Teilnehmenden noch dazu äußerst konservativ-militärisch strukturiert zu sein scheint, einen Anspruch auf einen Einfluss innerhalb eines Vereins ableiten zu können, der ist kein „Fan“, der ist kein „Ultra“ oder „Hooltra“ (tolle Wortschöpfung von the one and only Gunter Pilz), der ist vor allem eins:

bescheuert.

Man könnte auch sagen: weltfremd. Vielleicht ist er auch einfach nur jung und ist da zufällig so reingewachsen. Aber ach, der Welt ist er ja gar nicht so fremd. Denn: In den Stadien hat er sich tatsächlich zu so etwas wie einem Staat im Staate heraufgedrangsaliert. Und glaubt jetzt, weil er in seiner Freizeit, wozu ihn niemand gebeten hat, lange Fahnen bastelt, Papierschnipsel (Autist eben) zusammenschneidet, die man dann innerhalb von nur 90 Sekunden in die Luft hält, schmeißt oder sonstwas und vorbei ist der Effekt, dass er einem Fußballverein sagen könne, wo es lang zu gehen habe oder auch nicht.

Und wer dann solche Floskeln benutzt wie (den weinerlichen Unterton bitte dazu denken): „Aber wenn das in Südland (wo auch immer dieses Südland liegen mag) passiert, wird es immer als tolle Atmosphäre abgefeiert, wenn man anderen Menschen mit 1000° heißen Flammen die Beine abfackelt, warum denn hier nicht?“

Wer solch kranker Fan ist, dass er sein Leben einem etwas widmet, das gar nicht existiert, außer in seinen Wahnvorstellungen, der gehört auf die Couch.

Dass das für zig Tausende Fans in Deutschland gilt und nicht nur für die Ultras – geschenkt. Der entscheidende Unterschied zwischen den wenigen, die glauben, der Staat im Staate zu sein, und jenen, die zwar ebenso autistisch sind, aber gewaltfrei, ist, dass Letztere von sich nicht behaupten, der Verein zu sein. Und das hier ist übrigens Napoleon, er hat immer Ausgang zwischen 14h und 16h, dann führt ihn die Schwester im Park herum.

Andere Teil-Aspekte dieser Argumentation, dass z. B. ein Dauergesang ungefähr so spielbeeinflussend und spieler-motivierend ist wie ein 92 Tage lang aufs Wellblechdach prasselnder Monsun, wie das stete Zirpen der Grillen in einer lauen Sommernacht oder wie das Rattern eines D-Zugs auf der Strecke zwischen Warschau und Bordeaux, werden für weitere Beiträge aufgespart, sind aber nicht minder relevant.

Und „Pyrotechnik“ und „Feuerwerkskörper“ findet wohl auch nur jener noch in irgendeiner Form amüsant, dem noch nicht das Trommelfell oder noch mehr im Ohr zerrissen wurde, woraufhin jeglicher Gleichgewichtssinn flöten geht, frag nach bei Georg Koch. Und mit kaputtem Gleichgewichtssinn ist gerne mal ohne Anlass kotzen, weil man nicht mehr gerade stehen noch sehen kann — selbst wenn man bereits auf dem Krankenhausbett liegt.

Aber im Südland — jenem imaginären Traumland der Ultras — gibt es natürlich keine kaputten Gleichgewichtssinne. Abgesehen von den eigenen kaputten Gleichgewichtsinnen in Bezug auf die realen Begebenheiten.

Ein Fußballspiel ist mehr oder minder interessant durch seinen Spielverlauf. Da kann man auf ein paar Fahnen und ein paar Papierschnipsel und ein paar 1000° heiße Flammen verzichten. Denn der Verlauf und vor allem der Ausgang des Spiels entscheiden über die Stimmung. Das allerdings natürlich nur dann, wenn man sich für den Spielverlauf interessiert.

Wir schalten zurück zum Abenteurspielplatz Fußballplatz Krankenhaus Funkhaus.

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