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Schlagwort: Internet

Fahndung, Ermittlung, Vorbeugung *

Gudn Abend, meine Damen und Herren.

Heute beschäftigen wir uns mit einem ganz besonderen Fall der Nepperei, in der unschuldige und vor allem nichts ahnende Menschen hinters Licht geführt werden. Es geht um schlimme Marketingmaßnahmen, die den Betroffenen zwar angezeigt, in ihrer Deutlichkeit aber nicht klar gemacht werden.

Doch zunächst zum Hintergrund der Tat, die wir mit Ihrer Mithilfe aufklären zu hoffen:

Das dreiste Phänomen ist von Tagesspiegel, SPON, 11Freunde und der ZEIT, auch von der Süddeutschen und wahrscheinlich noch vielen weiteren, bei denen man es nur deshalb nicht mitbekommt, weil man nach der Lektüre von Tagesspiegel, SPON, 11Freunde und der ZEIT sowie der Süddeutschen nicht auch noch die Zeitung der holsteinischen Schweiz oder der Brandenburger Förde, des Sender Freies Saarland oder der Schülerzeitung vom Mädchengymnasium in Hof lesen kann, selbst wenn man es wollte, durchaus bereits bekannt. Ein Tag hat schließlich für rechtschaffene Bürger nur vierundzwanzig Stunden: gefährlicher doppelter Content.

Da wird ein Beitrag ein einziges Mal geschrieben und dann an zig Quellen verkauft, wovon nicht immer der Autor profitiert, sondern manchmal auch die Zeitungen, manchmal sogar der Leser, der jetzt zufällig heute keine Lust auf SPON hat, sich aber trotzdem noch den möglicherweise lesenswerten Beitrag an anderer Stelle zu Gemüte führen kann. Dies sind die harmloseren Fälle unter den Vermarktern, die nach der Devise „Viel‘ Quellen sind viel Ehr‘“ verfahren. Es gibt aber auch die schwerwiegenderen, die nicht davor Halt machen, einzelne Emails mit mehreren Empfängeradressen zu versehen und dann auf ihr Glück zu hoffen.

Für den gemeinen Internetkonsumenten ist dieser doppelte Content nur eine kleine Gefahr, er könnte ein paar Sekunden seiner wertvollen Zeit verlieren, wenn er an einen Text gerät, den er an anderer Stelle schon gelesen hat. Für den Betreiber der Seiten hingegen kann diese Sache schon etwas ungemütlicher enden. Manchmal wird ein und derselbe Text auch unter unterschiedlichen Überschriften dargeboten und so ist demjenigen, der ihn veröffentlicht, meist nicht klar, dass es einen identischen Text schon an anderer Stelle gibt.

Originärer Content ist jedenfalls gemeinhin das, wieso man die neue Erfindung von eigentlich harmlosen Internettagebüchern — im Fachjargon auch „das Blog“ genannt — aufsucht. Dort ist man normalerweise vor doppeltem oder getrippeltem Content sicher, kann sich darauf verlassen, dass man den Inhalt nicht schon so oder in anderer Form von dpa oder sid gelesen hat, und weiß sich eines originären Leseerlebnisses sicher.

Nun, eine so offene Herangehensweise ruft natürlich auch Nepper und Schlepper auf den Plan und so müssen wir uns heute fragen, was da bei Jogis Jungs passiert ist, was genauso beim Footage-Magazin passiert ist. Die Fahnder sind sich noch nicht sicher, ob der selbe Täter nicht auch für weitere dieser Anfragen verantwortlich sein könnte, von denen er eine beim effzeh. untergebracht haben könnte.

Mit Ihrer Hilfe können wir diesen Fall vielleicht aufklären und etwas Licht ins Dunkle dieser seltsamen Pseudonyme bringen, die in den letzten Tagen nicht nur den drei genannten Blogs eine Email mit Bitte um Veröffentlichung, immer mit der Verlinkung zu einem Wettanbieter verbunden, gesendet haben, sondern auch vielen anderen arglosen Teilnehmern des normalen, unduplizierten Lebens in einer Content-Gesellschaft ohne sich zu gleichen.

Unsere Telefone sind rund um die Uhr besetzt, die üblichen Telefonnummern entnehmen Sie unten stehender Einblendung.

* Dieser Beitrag ist nicht als Anprangerung der beteiligten Blogs zu verstehen, denen nicht klar sein konnte, dass diese Masche System hat. Und deshalb weisen wir noch mal auf eine Sendung hin, deren Verschwinden zu solchen Szenen im Blogosquarium führt, wie hier beschrieben.



(Nicht zu vergessen die gefährlichen fanatisierten Atombomben-Autobahnfeinde… ab Sek 45. Sowie die Grünen, denen man als „fortschrittsgeplagter Mensch ja durchaus Sympathien entgegen bringen kann“, aus der sich aber eine neue Szene der Gewalt und der Intoleranz bildet. Aber das ist ein anderes Thema.)

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Am Morgenkaffee verschluckt

Potzblitz.

Für den Fall, dass Sie einen Link zur Website erstellen, erklären Sie sich ausdrücklich einverstanden:
• die UEFA zwecks Erstellung des Links im voraus schriftlich um Erlaubnis zu bitten;

Für eine Verlinkung von hier weg nach dorthin schriftlich um Erlaubnis bitten?

I can’t believe it’s yoghurt.

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Großer Trainer, kleiner … Erdnussflip

Tja, Fußball, Sexualität, immer wieder heikel. Vielen Männern geht es so, auch Arséne Wenger reiht sich jetzt ein, bzw. outet sich, wenn vielleicht sogar ungewollt. Er ist ein großer Trainer, aber er hat einen kleinen …

[photopress:grosser_arsene_wenger_kleiner_erdnussflip.jpg,full,centered]

Makel. Zumindest wenn man der Inszenierung des kickers glauben mag.

Worauf ich eigentlich hinweisen wollte: Auch der kicker ermöglicht jetzt ein „Probelesen“ online, indem man für die aktuelle Ausgabe z. B. hierhin surft: http://shop.kicker.de/kicker/blaettern.htm?artikel=8564. Das Tolle an diesem Durchblätter-Service ohne Bezahlung ist, dass der kicker all jene Passagen, die irrelevant sind, von sich aus unkenntlich gemacht hat. Man muss also nur noch das lesen, worin überhaupt eine Aussage steckt, und das ist beim kicker für gewöhnlich die Überschrift (und manchmal auch die Zwischenüberschriften, die man aber mit viel gutem Willem trotz schlechtem Auge wird entziffern können). So lob ich mir das: Eine kicker-Version à la „echte Themen, echte Aussagen“. Jetzt sollte sich der kicker nur noch angewöhnen, die lesbaren Überschriften auf eine Seite zum Durchblättern zusammenzufassen. Fertig wäre der Online-Spaß bezüglich der aktuellen Print-Ausgabe.

Für Weiteres zum Thema siehe hier: Sergio Pinto. Der Kampf gegen die Urban Legends darf ja nicht aufgegeben werden, bevor er begann.

(Und nach der gestrigen Berichterstattung bei kicker online bezüglich der Schassung von Klinsmann würde man fast annehmen, dass es kein Zufall ist, dass ein solcher Beitrag mit einem solchen Titel mit einem solchen Foto ausgerechnet am Tag der Entlassung Klinsmanns und der Vorstellung von Jupp Heynckes als neuem Trainer (und zwar von Jupp Heynckes, und keinem anderen) bei den Bayern im kicker erscheint. Würde man.)

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München, Stadion Opera

And the rest of you, if you just rattle your jewelry

Wie man möglicherweise inzwischen an anderen Stellen erfahren hat, war Trainer Baade nicht alleine in München, sondern mit einigen anderen Menschen, die ebenfalls eingeladen worden waren. Wer das im Detail war und darüber auch öffentlich berichten möchte, wird das auf seiner jeweiligen Seite tun, womit schon mal klar ist, dass nur Gäste anwesend waren, die selbst eine Seite betreiben, im Webdeutsch auch „Clochards“ genannt.

Auf dem Programm stand neben einer „Produktpräsentation“ (was sich zugegebenermaßen sehr nach Kaffeefahrt anhört, die es aber nicht wurde) die Partie FC Bayern München gegen Hannover 96, zu betrachten von den beiden Logen der Einladenden aus: Anstoß sollte um 11.55h sein, wie die Zeitungen versicherten, besonders für Jürgen Klinsmann, der wenig erfolgreich in die Rückrunde gestartet war und dem Kritiker schon den Abflug nach Florida (von da aus zu Fuß weiter nach Kalifornien) voraussagten, sollte es gegen Hannover 96 erneut eine Niederlage setzen. Als wir also um kurz vor 12h am Stadion eintrafen, war außer ein paar versprengten Polizei-Einheiten und den an diesem Tage bei Plusminus Null Grad besonders häufig von oben nach unten heraufsteigenden Schneeflocken noch niemand zu sehen. Offensichtlich hatte niemand unsere Gastgeber informiert, dass die Partie schon so früh beginnen würde. So blieb Zeit genug, sich den einen oder anderen Zeh abzufrieren und sich in die winterliche, abweisende Landschaft in Form einer festgefrorenen Eissäule zu integrieren. Kleine Kinder erkannten schon nach wenigen Minuten nicht mehr, dass es sich um lebendige, aber eingefrorene Menschen handelte und begannen, Karotten in die offenstehenden Öffnungen zu stecken und an Knöpfen herumzuspielen, deren Zweck es eigentlich war, die eigene Anwesenheit in der Öffentlichkeit weiterhin jugendfrei gestalten zu können; von den Aktivitäten passierender Hunde ganz zu schweigen. Glücklicherweise wurde der Irrtum bezüglich der Anstoßzeit bald aufgeklärt. Hannover hatte im Vorhinein zu verstehen gegeben, dass man an die eindrucksvolle Serie bei Auswärtsspielen anknüpfen wolle: Erst 1 Punkt auswärts bislang, denen man keine weiteren hinzuzufügen gedenke. Die Uhren wurden wieder gerade gerückt, Klinsmann atmete auf. Also doch 15.30h Anstoss. Wir aber waren schon dort, was nun tun mit der vielen Zeit?

Es bot sich an, sich mal im Bauch des Stadions umzugucken, was nach dem Auftauen auch ganz leicht fiel. Dort stehen fein säuberlich alle Erfolge des FC Bayern aufgelistet. Da diese Liste bekanntermaßen nicht kurz ist, verging die Zeit zwischen 13h und dem schließlichen Öffnen (ha!) der Loge um 13.30h geradezu wie im Flug, dessen Kosten übrigens ebenfalls die Einladenden übernommen hatten. Weiterhin anwesend in diesem Eingangsbereich zu den Logen war eine ganze Reihe von Gästen aus Hannover. Man hatte sie mit falschen Versprechungen ins Stadion gelockt. Unter Anderem wurden Sie nicht über die Rolle, die Hannover 96 in diesem Spiel zu spielen gedachte, benachrichtigt. Außerdem wurde ihnen vorgegaukelt, dass die im heute schwarzen Trikot von Hannover umherlaufenden Spieler zuvor schon mehr als nur ein Mal zusammen trainiert hätten, so dass so etwas wie Laufwege untereinander bekannt seien. Tja, Pech gehabt. Dennoch kam ihre Anwesenheit nicht ganz ungelegen, so wurde man im VIP-Gedränge vor dem Einlass schneller wieder warm.

Das Stadion

Jeder kennt wohl die vielen Bilder der Allianz-Arena, wie sie zur WM erbaut und genutzt wurde, gerade erst fuhr Jens Peters an ihr vorbei. Ganz sicher ist sie eine eindrucksvolle Konstruktion und von den aktuell existierenden deutschen Stadien das optisch Exotischste, dennoch wirkt das Stadion wie von — Erich von Däniken hatte doch Recht — Aliens in der Landschaft wahlweise abgesetzt oder bei der Rückreise vergessen, sci-fi-artig oder auch Ufo-haft, somit aber auch auf unangenehme Weise surreal. Bindung zu seiner Umgebung erhält dieses Gebäude durch flankierendes Was-auch-immer in diesem Umfeld leider nicht. Die „Esplanade“, die sich von der U-Bahn kommend zum Stadion hin erstreckt, könnte gut und gerne ebenso im verlassenen Tschernobyl stehen. Lieblos, zugewuchert und ungepflegt, wie überhaupt das gesamte Umfeld des Stadions so wirkt, als sei es noch nicht fertig. Ein längerer Weg von der U-Bahn zum Stadion ließ sich wohl planerisch nicht vermeiden, etwas, was man z. B. in Düsseldorf deutlich besser hinbekommen hat. Dort ist man mit Austritt aus der U-Bahn direkt am Stadion. Möglicherweise trübten die niedrigen Temperaturen auch die Sinne, und der Fußmarsch von der Haltestelle hatte gar keine bemerkenswert epischen Ausmaße, dennoch erscheint nur das Stadion selbst unter Berücksichtigung dessen entworfen, was heutzutage möglich ist, nicht jedoch das Drumherum.

Vollkommen unerklärlich bleibt noch dazu, wieso man vom Flughafen kommend keine Verbindung mit dem ÖPNV zum Stadion hat. Der Flughafen liegt noch weiter nordöstlich der Stadt als das Stadion; somit aber in derselben Gegend. Klar kommen die wirklich wichtigen Leute ohnehin mit dem Wagen inklusive Chauffeur, Gästefans, insbesondere bei internationalen Spielen, Gegner und Clochards aber wohl in aller Regel mit dem Flugzeug und anschließender Nahverkehrsmittelnutzung. Verständlich, dass die Münchener diesen Zugereisten unbedingt ihre schöne Stadt zeigen wollen, bei allem Stolz, den man in Bayern auf das Erreichte und Gebaute pflegt. Folge dessen ist leider, dass man erst ein Mal die Reise vom Flughafen bis zur Mitte der Stadt machen muss, um anschließend von dort aus fast die selbe Distanz wieder zum Stadion zurückzulegen. Die wenigen Kilometer, die zwischen der U- und der S-Bahnlinie liegen, die hier angesprochen sind, waren zumindest wenn man den Plänen des ÖPNV Vertrauen schenken darf, nicht miteinander verbunden. Ärgerlich und unverständlich. Sollte es auch dafür eine stichhaltige Erklärung geben, wie weiter unten für die Aufteilung der eigenen Fans in verschiedene Blöcke, bin ich gespannt, sie zu erfahren.

Im Inneren des Stadions ist der oben erwähnte Eindruck eines UFOs ohne Bindung zum Umfeld schnell weggewischt. In diesem Biotop fühlt man sich wie in einer wie aus einem Guss gestalteten eigenen Welt, in der es tatsächlich schon 2009 ist, und nicht wie draußen immer noch 1973. Vom Dach bröckelte zwar zunächst — vor Ankunft des gewöhnlichen Publikums — noch die eine oder andere Eisplatte herunter, die dann laut krachend im leeren Zuschauerbereich zerbarst. Offensichtlich gibt es mit diesem Thema ansonsten aber keine Probleme, zumindest hat man davon nie gelesen noch gehört. Die von außen wie ein sich aufblähender Schaumkopfkuss wirkende Konstruktion verliert diese Konnotation im Inneren, zum Glück, völlig. Gerade der förmliche Verlauf des gesamten Inneren des Stadions wirkt mit seinen stromlinienförmigen Rundungen wie aus einer noch zu erwartenden Zeit, in der Gebäude und Produkte unter Berücksichtigung der Prämissen, die das menschliche und somit natürliche Gehirn anmahnt, gestaltet sind.

Das Dach wirkt anders als in anderen Stadion weder überdimensioniert noch wie gezwungen obendrauf gepfropft. Vielmehr verstärkt es den Eindruck, dass hier aus einem Guss gestaltet wurde. Dies mag für Stadien neuerer Bauart selbstverständlich sein, trifft aber beispielsweise auf das elendige Dach des Berliner Olympiastadions oder das Luck änd Viel des immer wieder restaurierten Westfalenstadions nicht zu. Natürlich sitzt man tatsächlich „hautnah“ am Spielfeldrand, obligatorisch bei neuen Stadien. Und trotz seiner nicht geringen Größe ist man selbst zwischen zweitem und drittem Oberrang, wo sich die Logen befinden, wesentlich weniger weit vom Spielfeld entfernt als es Fernsehbilder und Panorama-Postkarten vermitteln. Trotz des Fassungsvermögens gute Sicht, die jedem Amateur im Zuschauerbereich die augenblickliche Beurteilung von strittigen Szenen ermöglicht. Nicht, dass Leute das nicht auch dann tun würden, wenn sie gar nix erkennen könnten, aber hier hat man die Gelegenheit, wenigstens den Schein zu wahren.

Das Spielfeld selbst war in einem erbärmlichen Zustand und man darf davon ausgehen, dass es das auch schon vor den Schneefällen der letzten Tage war. Ein Drittel des Spielfeldes war mit neuem (?) Rasen versehen, die anderen zwei Drittel mit massig nachträglich eingebundenen Rasenplatten. Nicht nur optisch nicht schön, das wäre ja zu verschmerzen, sondern möglicherweise mitverantwortlich für die Standprobleme mancher Spieler. Immer wieder erstaunlich, wie horrende Summen für Spieler und Stadien ausgegeben werden, aber der Untergrund, auf dem der Sport dann ausgeübt werden soll, stiefmütterlich behandelt wird. Vielleicht sollte man doch mal über den Loddar als Greenkeeper nachdenken, zu tun gäbe es offensichtlich genug.

Die Loge

Da es zwei einladende Unternehmen gab, wir aber mit runden (Der Baade!) 20 Personen zur Partie „Produktpräsentation vs Clochards“ aufliefen, wurden die beiden Logen der Verantalter zusammengelegt. Prunk und Protz sucht man in den Fluren dieser Etage vergebens, nicht mal ausnehmend elegant wirkt dieser Ort, der mit seiner zentralen Lage auf Höhe der Mittellinie und noch dazu über der VIP-Tribüne wohl der exquisiteste aller Orte in diesem Stadion ist. Zwei magere Pissoirs, wenigstens Mario Gomez hätte keine Probleme, sich zu entscheiden, eine nicht mal richtig verkleidete Holzabtrennung zum anderen Klo. Eine Visitenkarte sieht anders aus. Ich schreibe das nicht mit Häme, sondern mit Verwunderung. Da hätte man doch Repräsentativeres erwartet.

Die Logen selbst sind scheinbar alle unterschiedlich gestaltet. Nebenan fand ein Kindergeburtstag statt. Jesus (bitte englisch lesen, nicht deutsch), hätte ich als Knirps in einer Loge der Bayern meinen Kindergeburtstag feiern dürfen, ich hätte augenblicklich aufgehört, noch weiterzuwachsen oder zu lernen. Warum denn noch anstrengen? König bin ich doch schon.

Zu jeder Loge gehören auch 3 „normale Sitzreihen“ im Stadion, die meisten kennen das Prinzip natürlich ohnehin aus eigener Anschauung in anderen Stadien oder aus anschauender Eignung im eigenen Stadion. Diese drei Reihen reichten dann auch gut und gerne für die versammelte Clochards-Schar (autsch). Sehr bequem, wenn auch sehr kalt. Um dem entgegen zu arbeiten, bekam man FC-Bayern-München-Sitzkissen mit intelligent darin enthaltenen FC-Bayern-München-Decken gereicht, welche normalerweise sicher ebenfalls im Preis enthalten sind.

Während wir auf den Plätzen mit gutem Blick so herumsaßen, merkte ich plötzlich ein kurzes Ziehen an meinem Gesäß. Das kommt vor, zunächst dachte ich mir nichts weiter dabei. Dann wieder so ein Ziehen und dann noch mal. Patsch, haute ich jemandem auf die Hand, der sich an meinem Portemonnee zu schaffen machen wollte. Bevor ich mich umdrehen konnte, war der Unbekannte, der sich an meinen Geldern gesund stoßen wollte, aber auch schon wieder in eine der vielen anderen Logen verschwunden. Die Täterbeschreibung, die ich der Polizei dann aufgab, lautet so: „Ca. Ende fünfzig, ca. 1,80m, fettleibig, weit fortgeschrittener Haarausafall, Brille, mit Bayern-München-Jacke und mit ziemlich rot dampfendem Gesicht“.

Die „Stimmung“

Man liest ja allzu oft vom spanischen Operettenpublikum, das kaum Stimmung mache. Selbiges Phänomen solle sich angeblich auch in England verbreiten, weil die sanges- und trinkesfreudigen Brüder, die man eher in unteren Einkommensregionen zu finden glaubt, sich den immer teureren Eintritt (und wahrscheinlich auch das immer teurere Bier) nicht mehr leisten können oder angesichts dieser Veränderung des Publikums vielleicht auch nicht mehr leisten wollen.

In München bekam man einen schönen (Vor-)Geschmack darauf, was es bedeutet, wenn von 70.000 Anwesenden nur noch ein Häuflein nach alter Definition „echter Fans“ im Stadion ist: Diese kleine Gruppe von vielleicht 1.000 oder 1.500 Menschen, ich bin kein guter Schätzer von Menschenmassen, vielleicht waren es auch weniger, war die einzige, die überhaupt irgendetwas von sich gab. Obligatorische Ausnahmen wie das überall durchexerzierte Rufen der Nachnamen eines Torschützen* nach Nennung des Vornamens durch den Stadionsprecher bestätigen die Regel. Ansonsten war der Laden, was die Fußballatmosphäre angeht:

tot.

Und tot bedeutet hier natürlich nicht still. Natürlich macht es Lärm, wenn 70.000 Menschen irgendwo rumlungern, es wurde auch mal „Bayern, Bayern!“ gerufen. Aber das war’s. Keine Verunglimpfung des Gegners, auch nicht in der Phase, als es noch 0:0 stand oder man gar hinten lag. Keine Wechselgesänge, oder wenn, dann mit so wenig Beteiligten, dass es nicht so richtig funktionieren wollte. Aaahs und Ooohs je nach Spielsituation gab es immerhin, mehr aber auch nicht von einem Publikum, dem es offensichtlich ausreicht, nach Toren der Heimmannschaft den Schal und ein paar Fahnen zu schwenken.

Umso bizarrer wirkte das Dauergesinge des kleinen Blocks, der sich der Stimmung verschrieben hat.

Ich möchte betonen, dass ich kein Bayern-Hasser bin und deshalb nun zwangsläufig zu diesem ernüchternden, geradezu traurigen Urteil kommen musste. Mit einem Fußball-Samstagnachmittag wie ihn der Fußballromantiker kennt und wünscht, hatte das nur wenig zu tun, unbenommen der Tatsache, dass man als Logengast selbstredend ohnehin kein Teil der eigentlichen Zuschauerschaft ist. Dennoch ist mir selten ein Stadionbesuch untergekommen, bei dem in Relation zur Zuschauerzahl derart wenig Atmosphäre entstand. Man muss es so hart sagen: Das Stadion ist zwar immer voll, Stimmung ist aber selbst bei Hertha BSC mehr, und das sogar dann, wenn diese wie sonst üblich irgendwo um Platz 12 rumdümpeln.

Da nützt es wenig, wenn einer der anwesenden Bayern-Fans noch begründend hinzufügte, dass man die traditionellen Besucher der Südkurve im Olympiastadion aufgeteilt habe und eine Hälfte hinter das eine und die andere hinter das andere Tor verfrachtet hätte. Gleichzeitig sitzen die Gästefans in einer Ecke des Stadions. Dies ist in vielen Stadien Usus, dort lässt man den Gästefans aber unten an der Eckfahne wenigstens die Illusion, akustisch aufs Spiel einwirken zu können. In der „AA“ sitzen (!) die Gästefans oben unterm Dach.

Einzig der Block hinter einem der beiden Tore sang, wie man es von diesen Gruppen kennt, quasi unaufhörlich und ebenfalls relativ unabhängig vom Spielstand. Ich weiß nicht, was da schief läuft bei Bayern. Aber erstens verstehe ich jetzt noch viel besser die Diskussionen auf der vorletzten JHV um die Stimmung im Stadion. Und zweitens wäre es wohl tatsächlich so, dass ohne diese sich ständig als Gralshüter der Stimmung gerierenden Ultras im Stadion außer einem Grundrauschen akustische Ebbe herrschte.

Dennoch hatte es, gerade aus dem Blickwinkel der Loge, etwas von Zuständen wie in einem Zoo, Theater oder Zirkus. Nicht bezogen auf die Spieler, Hobby-Clown Podolski musste ja selbst spielen, sein Co Ribéry saß weit oben auf der Tribüne, da konnten sie keinen ihrer üblichen Späßchen anbringen. Bezogen auf diese Ultras, die man dorthingekarrt zu haben schien wie man eben beim Theater eine Kulisse aufbaut, die die gedachte Szenerie nur und aber immerhin andeutet. Jeder weiß, dass diese Pappfassaden keine echten Häuser sind, aber ganz ohne Papphäuser soll es dann doch nicht sein. Jeder weiß, dass 1.000 singende Fans keine Stadionatmosphäre erzeugen, aber ganz ohne soll es dann doch nicht sein.

* Funktioniert besonders bei „Lúcio“ nicht so gut.

Das Spiel

5:1 klingt nach einem rauschenden Fest, nach Offensivfußball der feinsten Sorte. Leider muss man festhalten, dass das Spiel allein aus der Vielzahl der Tore seinen Reiz bezog. Weder bäumte sich Hannover 96 mit allen nicht vorhandenen Mitteln gegen die Niederlage auf, noch war auf bairischer Seite zu erkennen, dass man wusste, was man tat. Der rutschige Boden nach dauerhaftem Schneebefall, der anders als in Düsseldorf oder auch auf Schalke in Ermangelung eines verschließbaren Daches richtigerweise ohnehin nicht verhindert werden könnte, tat sein Übriges, um Spieler beider Teams in aussichtsreichen Situationen immer wieder wegrutschen zu lassen. Alles Genauere von dem einzigen mitbloggenden Anwesenden dogfood.

Bleibt noch anzufügen, dass sowohl die Pfiffe bei der Vorstellung Jürgen Klinsmanns als auch der Doppelhalter „Klinsi raus“ nach der Wende mit dem schnellen Doppelschlag zum 2:1 nicht mehr gehört noch gesehen warden. Und dass Anwesende sich später beschwerten, dass im Gegensatz zu Luca Toni und Franck Ribéry, die bei jedem Tor jubelnd aufgesprungen wären, Tim Borowski sich regungslos verhalten hätte.

Der Anlass

Der Anlass für diese Einladung war nicht wie zu Unrecht befürchtet die mangelnde Auslastung des Stadions. Die Tatsache, dass T-Home in Kooperation mit Microsoft ein neues Produkt entwickelt hat, welches insbesondere in die Leben der Fußballinteressierten dieser Nation wandern soll. Da ich Fußball liebe, und nicht TV (auch wenn es in dem Fall eben ums Netz ging), war ich einer der denkbar schlechtesten Feedback-Geber für dieses Produkt. Ich verweise bei Interesse an der Diskussion der technischen und merkantilen Aspekte auf jene bei allesaussersport sowie auf dem Sportmedienblog.

Going T-home

Auf dem Rückflug war mir dann noch ein besonderes Vergnügen vergönnt: Direkt neben, vor und hinter mir saßen Teilnehmer eines Kurses zum Abbau von Flugangst. Nein, Dennis Bergkamp war nicht dabei, dafür aber eine Kursleiterin, die insbesondere bei Start und Landung Anweisungen in die Kabine donnerte, wie man wann zu atmen habe und welche Körperteile man in welche abstruse Stellung bringen solle. Dass die Teilnehmer sich in all ihrer Angst dann auch noch an den Händen fassten und beim Start ihre Angst wegwippen wollten, machte das Ganze nicht erträglicher. Zum Glück ist eine Wintermütze bestens dazu geeignet, zur Schlafbrille umfunktioniert zu werden.

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Morph your picture

Kennt jemand diesen kleinen Generator, bei dem man sein Bildchen hochlädt und eine simple Geschlechtsumwandlung durchführen oder beliebige Jahrzehnte an Alter hinzufügen kann lassen kann? Nein? Dann einfach mal bei den Betreibern der Schalker Seite nachfragen. Offensichtlich haben die Webmaster des FC Schalke zu viel mit diesem Ding herumexperimentiert und zu wenig Zeit auf die Abwehr von Hackerangriffen verwendet.

Wer noch das Bild von Matthias Herget im Gedächtnis hat, wie er mit wehenden Haaren für die Nationalmannschaft über den Platz sprintet, dabei das eine oder andere Tor erzielt und zudem für damalige Zeiten recht vital aussah, der sollte jetzt lieber die Finger von der Maus lassen. Auf keinen Fall klicken.

Für die Traditionsmannschaft des FC Schalke 04 spielt Matthias Herget nämlich noch und was so eine richtige Mannschaft ist, die etwas auf sich hält, gibt es natürlich Profile für jeden einzelnen Spieler. Mit Kaderbild für jeden einzelnen Teilnehmer. Allerdings hat man es mit dem künstlich herbeigeführten Alterungsprozess bei Matthias Herget für meinen Geschmack ein wenig übertrieben.

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11Freunde-Lesereise-Mitschnitt

Weil die 11Freunde-Redaktion so ein lockeres Verhältnis zu ihren Inhalten hat, stellt sie einen kompletten Mitschnitt eines Abends ihrer Lesereise live und in Farbe und kostenlos bei Hobnox ein. 80 Minuten gepflegtes Hören und Schauen für nöppes, so kann ein Abend rund werden.

[photopress:11freunde_lesereise_mitschnitt_video.jpg,full,centered]

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Twitteriki!

Wer ab und zu auch mal hier rechts in der Sidebar reinschaut, mag es eventuell schon mitbekommen haben. Wer Opera benutzt, sicher nicht, denn da wird es nicht bzw. nur kurz nach Veröffentlichung der jeweiligen Nachricht angezeigt, später dann aber nicht mehr. Da aber die allermeisten schlauen, intelligenten, wunderbaren, hübschen, gebildeten und vor allem sachkundigen Leser von Trainer Baade vornehmlich Firefox benutzen, dürfte diese kleine technische Problematik keine gewesen sein. Firefox zeigt alle 5 letzten Beiträge aus der neuen Sozial-Gesellschafts-Funktion namens „twitter“ an, sogar mit genauer, relativ, Zeitangabe („around 5 hours ago“, „just a few seconds ago“ oder auch „around twelve years ago“).

Für alle anderen, die es noch nicht mitbekommen haben, sei es deshalb hier ausdrücklich erwähnt. Le Kunstfigur Trainer Baade twittert jetzt auch. Und zwar unter folgender Adresse:

http://www.twitter.com/trainerbaade

What auch immer there may be.

Und ich muss wirklich darauf hinweisen, weil es mir selbst auch so ging: Man versteht die Funktionsweise von twitter nur, wenn man selbst einen Account hat. Beim Angucken der nackten Profile wird kaum klar, was das Ganze soll.

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Chaos um K.

Eigentlich geht’s gar nicht um K., sondern um Schwächen von Typo 3 und daraus folgende weitere lustige Ereignisse, dennoch ist man geneigt, zu sagen: Dass man das selbst sogar geglaubt hätte, wenn man es denn gelesen hätte, spricht Bände über a) und b). Aber lest selbst.

Ein schönes Stück.

Nachtrag: Königsblog und tumulder wussten es schon eher und wissen noch mehr.

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Easter Egg bei Eintracht Frankfurt

Nett: Es gibt sie noch, die Leute mit Humor, die hier und da ein Easter Egg einbauen, wenn sie denn die Gelegenheit dazu haben: Im Archiv der Frankfurter Eintracht ist die letzte Partie der Saison 1991/1992 geschwärzt, auf dass man weder die Paarung noch das Ergebnis lesen kann.

[photopress:screenshot_eintracht_frankfurt_rostock_1992.jpg,full,centered]

Dabei weiß man gar nicht, was an einer 1:2-Auswärtsniederlage in Rostock so schlimm sein soll.

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Langsam wird man schneller älter

[photopress:liga_park_drei_wie_viele_bundesligaspieler_sind_j_nger.jpg,full,alignleft] Uh, da sprachen wir heute Morgen davon, dass die Zahl der noch zu erlebenden Weltmeisterschaften immer kleiner wird, da kommt dazu Liga Park Drei mit solch melancholischem Zahlenspiel um die Ecke. Die Frage, wie viele der Bundesligaspieler älter sind als man selbst, beantwortet diese direkt an die Hopp’sche Datenbank angeschlossene Funktion in der Sidebar von Liga Park Drei.

Dank Jens Lehmann lohnt sich auch für die Älteren noch eine Teilnahme …

Bei mir sind es übrigens dieser Jens Lehmann und weitere magere 19 Bundesligaspieler, die vor mir in den Kreißsaal plumpsten.

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Totgesagte ohne Raumdeckung

Totgesagte leben länger. Damit ist allerdings nicht Bernd Schneider gemeint, bei dem man sich ohnehin noch nicht so ganz sicher ist, ob er wirklich wieder auferstehen wird, sondern das ehemalige Blog der taz:

Volk ohne Raumdeckung ist umgezogen und zumindest ein Mal wurde ihm bereits von seinem Besitzer ein Lungenvolumen Leben eingehaucht, welcher laut Vita auch für den Eulenspiegel schreibt. Das erklärt so Einiges.

Entdeckt von Enno von Welt Hertha Linke, der auch schon mal als easyfunk lebte, diesen aber wohl beerdigt hat. Oder auch nicht, die Totgesagten stehen ja hier an allen Ecken und Enden wieder auf.

Wer weiß, vielleicht auch fooligan bald wieder, zur WM 2010 oder zur WM 2011. Bernd Schneider aber wohl eher nicht.

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Von der Farce eines Trainerscheins

Manchmal ist ein Blick ins Archiv sinnvoll, wenn z. B. jemand zum Trainer der Nationalmannschaft wird, später dann, man weiß es heute, des FC Bayern München, der eigentlich gar kein Trainer ist. Heute also ein Text von jenem Tag, an dem die vermeintliche Berufung Holger Osiecks zum Sidekick von Jürgen Klinsmann in dessen Zeit als Bundesteamchef bekannt wurde, dem 24. Juli 2004:

Liebe Bild-Leser, liebe normale Menschen,

es ist eine Farce, was der DFB mit seiner TFK da zu Wege gebracht hat. Ich bin zwar kein Verfechter der These, dass es ein Makel ist, dass der DFB nicht auf Rudis Rücktritt vorbereitet war. Ebenso denke ich, dass Hitzfelds Absage nicht dem DFB anzulasten ist (wenn, dann höchstens der Personalie MV). Und ich finde es auch absolut legitim und begrüßenswert, dass man sich Zeit nimmt und einige Wochen lang schaut, wer denn überhaupt gerade auf der Kirmes tanzt.

Dass nun aber zum dritten Mal nach Franz „Hillbilly“ Beckenbauer und Rudi Völler mit Jürgen Klinsmann ein Trainer das Amt übernimmt, die A-Nationalmannschaft – nachweislich das höchste unserer Güter im deutschen organisierten Fußball – zu trainieren, der überhaupt nicht die DFB-eigenen Voraussetzungen dafür erfüllt, erfüllt mich mit einer Mischung aus Zorn und Resignation. Zwar lassen sich diese beiden Emotionen auf den ersten Blick schlecht mischen, aber jegliche Aufregung oder auch Zornesregung rührt ja erst daher, dass man einen Zustand vorfindet, der einem nicht passt, den man aber nicht ändern kann, oder daher, dass möglicherweise Erwartungen enttäuscht werden, die man gerne erfüllt sähe und somit liegt in der Wut oder im Zorn schon der Keim der Resignation.

Wer sich aber mal die Mühe macht, beim DFB nachzulesen, welche Voraussetzungen ein gemeiner Mensch erfüllen muss, um überhaupt die Berechtigung zu haben, sich „Fußballlehrer“ zu schimpfen, der wird schon staunen, was da alles gefordert wird.

Nein, ich rede hier nicht vom fließenden Deutsch, welches MV von einem Nationaltrainer gefordert hat, woran dann letztlich auch Lothar Matthäus gescheitert ist, ich rede auch nicht vom schwammigen Begriff der „Weltmännischkeit“ – was auch immer man sich darunter vorstellen mag. Sei es nun, dass man so weltmännisch ist, dass man für O2 Werbung macht, während der eigene Club mit E-Plus in Verbindung steht oder umgekehrt. Sei es, dass man über die zweifelsohne teilweise erbittert vorgetragene Rivalität mit den Niederländern scherzt „Ich verstehe gar nicht, was die Holländer da haben. Wir haben in Bayern für sowas unsere Österreicher!“, oder sei es, dass man einfach seine – mein Gott, wie klischeehaft! – Sekretärin schwängert, woraufhin man seine Frau verlässt, weil man den selbstgezeugten neuen Bub nun wachsen sehen will.

Nein, ich rede von harten, weil niedergeschriebenen Regularien, und die lauten da beim DFB folgendermaßen: Zunächst einmal fällt die Suche via google und anderer Hilfsmittel gar nicht so leicht. Es hat mich über eine Stunde gekostet, etwas Brauchbares in dieser Beziehung im Internetz zu finden. Aufklärung fand ich also auf den Seiten des Bezirksverbandes Fußball Dresden. Hier sind 4 Stufen der Trainerausbildung dargestellt. Die C-Lizenz, die B-Lizenz und die A-Lizenz sind also das Maß der Dinge, gekrönt von der höchsten Stufe, dem „Fußballlehrer“.

Die Voraussetzungen für die C-Lizenz sind schon happig und ich kenne mehr als eine Handvoll Leute, die daran scheitern würden:
Vereinsmitgliedschaft
Lebenslauf
Gesundheitszeugnis
polizeiliches Führungszeugnis
Nachweis der Spielertätigkeit
Vollendung 16. Lebensjahr
Schiedsrichter- oder Regelkundelehrgang

Aha. Nun gut, den vorletzten Punkt würde Loddas Frau auf jeden Fall nicht erfüllen. Dann wäre da noch die Frage, was mit dem Gesundheitszeugnis bezweckt werden soll. Obliegt es etwa dem Trainer, die Frikobrötchen für das Vereinsfest selbst herzustellen und muss er deshalb „gesund“ sein? Oder ist es eher so, dass man eine bestimmte Klientel, die sich wie meinereiner mit Filzläusen und Fettleber rumplagen muss, ausschließen will? Seltsam, seltsam.

Vom Nachweis des polizeilichen Führungszeugnisses ausgenommen ist man übrigens, wenn man beim DFB Präsident werden will bzw. ist bzw. bleiben will bzw. nur noch zu FIFA- und UEFA-Abstimmungen fahren will. Dazu kann man dann gut seine Familie mitnehmen, das kostet dann auch kaum was extra, weil man mit seiner Frau einfach ein Doppelzimmer belegt. Diese lästigen Dinger, die da Rechnungen heißen, faxt man ganz schnöde nach Frankfurt und schon ist der Käse gegessen.

Fraglich erscheint mir auch, ob solch dubiose Gestalten wie Dragoslav Stepanovic ein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt haben und somit jemals hätten Trainer sein dürfen. Würde die nachträgliche Aberkennung aller Punkte eigentlich zu einem dramatischen Kursverlust bei der Bayer AG führen? Müsste Eintracht Frankfurt jetzt nicht aufgrund der damals nicht erreichten Punktzahlen eigentlich in der 3. Liga kicken? Und: gilt ein Führungszeugnis aus einem Staat, der eine Diktatur war, ebenso viel wie mein Führungszeugnis, das zwar weiß wie Schnee ist, aber eben auch nur von der Polizei in Moers ausgestellt wurde?

Kommen wir aber zu einem wichtigeren Punkt, den Klinsi-Klinsmän nicht erfüllt: er ist gar kein Vereinsmitglied! Glaub ich jedenfalls. Oder ist er noch beim VfB oder bei den Kickers in Stuttgart in Degerloch „eingeschrieben“? Also aktuell kickt oder trainiert er jedenfalls nirgendwo und wenn, dann auch nur bei den L. A. Raiders oder bei den New York Jets oder wie diese Mannschaften alle in Übersee heißen mögen. Kein DFB-Vereinsmitglied also.

Aber das wäre ja noch vernachlässigenswert. Schauen wir uns mal an, was man für die weiteren Stufen dieses Trainerscheins an Voraussetzungen mitbringen müsste. Achso. Ich vergaß, zu erwähnen, dass man mit C-Lizenz alle Vereine bis zur 5. Spielklasse trainieren darf. Rudi hätte also allerhöchstens bei San Marino Nationaltrainer werden dürfen. Ich weiß, ich weiß, Rudi war gar nicht Bundestrainer, das war Skibby-Heydiddliho-Flanders. Aber irgendwie war ja dann doch Rudi Bundestrainer, oder nicht?

Für die B-Lizenz, die auf die C-Lizenz folgen würde, ist neben den oben genannten Voraussetzungen erforderlich, dass man mindestens 1 Jahr als Trainer mit der C-Lizenz tätig war. Kann ich mich nicht dran erinnern, dass Klinsi-Klinsmän in den letzten Jahren bei einem Verein in der 5. Spielklasse Trainer war. Auch nicht bei Rudi Völler. Und bei Franz „Hillbilly“ Beckenbauer kann ich mich nur an Olympique Marseille erinnern, aber das war nach seiner Zeit als Bundestrainer. Jaja, ich weiß, für ihn erfand man die lustige Bezeichnung Teamchef, weil er eben gar keinen Trainerschein hatte. Teamchef klingt aber für mich irgendwie nach jemandem, der die Hotels bucht und entscheidet, wer wann zu einem Interview kommen bzw. gehen soll, weniger nach „Trainer“.

Für die A-Lizenz muss man dann mindestens 1 Jahr mit der B-Lizenz als Trainer tätig gewesen sein. Sind also schon mindestens 2 Jahre Ausbildung bis hierhin.

Das höchste der Gefühle ist dann die Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Hierfür muss man neben den oben erwähnten Dingen wie Reinheit der Kleidung und natürlich unbefleckt in die Ehe gegangen zu sein, was dem polizeilichen Führungszeugnis kaum nachsteht, vor allem: 2 Jahre mit der A-Lizenz tätig gewesen sein. Bevor man also Fußballlehrer werden kann beim DFB, muss man mindestens 4 Jahre als Trainer gearbeitet haben!

4 Jahre. Lodda schafft zwar in einem Jahr fast so viele Stationen, das liegt aber daran, dass er immer so schnell die Stadt verlassen muss, wenn er wieder ein Kind geschwängert hat. In südlichen Ländern wird da nicht lange gefackelt, entweder die Sau wird aus dem Dorf getrieben oder direkt aufgeschlitzt. Nun also Ungarn für Lodda. Okay, kann man als B-Lizenzjahr durchgehen lassen. Ungarn ist nicht gerade erstklassig, also für Lodda immer noch Teil der Ausbildung. Die schlappen Ungarn konnten gerade mal den DFB schlagen in den letzten Monaten, ansonsten gab es hohe Niederlagen gegen Brasilien und andere.

4 Jahre. Franz war noch nicht mal 4 Jahre nicht mehr aktiver Fußballer, als er Mitte 1984 Bundesteamcheftrainer wurde. Rudi hingegen hatte überhaupt gar keine Ahnung, was ihn erwarten würde, er spazierte nur als Schriftführer in die Sitzung im Jahr 2000, und als er wieder rauskam, war er Bundesteamcheftrainer, ohne dass er irgendwie auch nur ein polizeiliches Führungszeugnis in Kopie dabei gehabt hätte. Erstaunlich, erstaunlich. Seit gerade eben wissen wir ja auch, dass ein Kriterium „Vereinszugehörigkeit“ ist. Aber Rudi war doch damals bei Bayer Leverkusen! Es wird doch niemand ernsthaft behaupten, dass eine Werkssportgemeinschaft ein „Verein“ ist! Nee, nee, schon wieder eine Regularie über Bord geworfen.

Der Knüller kommt aber zuletzt: für den Fußballlehrerschein benötigt man den „Nachweis der Fachoberschulreife“.

Wir schlagen nach:
Franz Beckenbauer: Ausbildung zum Versicherungskaufmann abgebrochen
Rudi Völler: bei Rudi findet man nur die Angabe, dass er 1978 seinen ersten Profivertrag unterschrieben hat, da war er gerade 18 (wenn jemand mehr weiß, kann er mich gerne korrigieren)
Jürgen Klinsmann: Bäcker (Zitat: Ich habe mich nie für das Backen interessiert.)

Wüsste nicht, dass man als Bäcker die Fachoberschulreife hätte.

Zusammenfassend können wir sagen, dass niemand dieser Männer je Bundeschefkoch hätte werden dürfen. Anscheinend gilt in Deutschland immer noch das Führerprinzip: einer wird ausgewählt, der überhaupt nix von den Bestimmungen erfüllt und der dann einer Organisation vorsteht, die die rigiden Bestimmungen für den Rest des Volkes noch verschärft. Und diesem einen fliegen dann die Sympathien zu und er kann machen, was er will, obwohl er überhaupt nicht den strengen Regularien entspricht, so lange er nur Frankreich schlägt.

Insofern kann ich Peter Neururer sehr, sehr gut verstehen, dass er die Faust in der Tasche ballt, an seiner Stelle würde ich die andere Faust auch noch ballen und dann auch noch die Zähne fletschen und zu einem verbalen Rundumschlag ausholen, der sich gewaschen hat. Normale Menschen müssen 4 Jahre lang eine Ausbildung durchlaufen (in der sie ja nicht einfach nur eine Mannschaft trainieren, nein, es stehen solche Dinge wie Technik-, Taktik-, Konditionstraining, Trainingsplanung und -analyse, Coaching, Sportmedizin sowie Sportpädagogik und Sportpsychologie auf dem Lehrplan), diesen Heinis da steckt man den Trainerjob hingegen einfach in den Arsch.

Das ist eine Frechheit und es ist verständlich, dass man da als normal ausgebildeter Trainer sich lieber auf die Zunge beißt als seinen Trainerschein durch unbedachte Äußerungen zu verspielen.

Wenden wir den Blick zu unserem westlichen Nachbarn Frankreich, so finden wir dort ein Land und vor allem einen Fußballverband (F. F. F., denn alle guten Dinge sind drei), der den Mut hat, Trainer aus den eigenen Reihen zum Cheftrainer der A-Mannschaft zu machen. Nicht dass das hier als Plädoyer für Uli Stielike mißverstanden wird, um Gottes willen. Ich will lediglich festhalten, dass diese ganzen Bestimmungen beim DFB, wer wann wen trainieren darf, eigentlich für’n Arsch sind.

In den Reißwolf damit, denn Klinsmanns Nachfolger wird eh wieder Fredi Bobic („Der Fredi ist unverbraucht!“), Oliver Kahn („Der Mann hat alles gewonnen!“) oder Miroslav Klose („Ein Mann mit Charisma!“) heißen. Man muss halt nur im richtigen Moment ohne Job sein und von der Mehrheit der Bild-Leser als sympathisch empfunden werden. Vielleicht wird gar eines Tages der „Unsymp auf Lebenszeit“ Michael Schumacher Bundesflanders. Bei Benefizspielen kickt er ja schon manchmal mit.

Und natürlich – nicht zu vergessen – muss dann noch eine Marionette da neben einem rumspringen, die alle diese ganzen Trainerlizenzen erworben hat. So ganz ohne geht es dann doch nicht in Deutschland. Nun also wieder Holger Osieck, als Nachfolger von Bundestrainer Michael Skibbe. Was für eine Farce!

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