Wenn mich nicht alles und Jens uns alle nicht täuscht, wird Manuel Neuer am 10. Februar 2008 gegen sein altes Idol in Personalunion mit dem Torhüter der Nationalmannschaft spielen. Schöne Geschichten, die der Fußball schreibt, so es denn stimmt, dass Manuel Neuer damals immer früher ins Stadion ging, um Jens Lehmann beim Aufwärmen zuschauen zu können.
4 KommentareSchlagwort: Jens Lehmann
Nein.
Jedenfalls nicht, wenn man diesem Beitrag des Kickers/kickers glaubt, ihm gleichzeitig aber nicht vertraut:
Lehmann sagte der ZEIT, dass er und seine Frau gerne „bis zum Sommer 2008 in London“ bleiben wollen. „Selbst wenn ich bei Arsenal nicht spiele“.
Meine Eingebungen zu diesem Thema hießen da:
- Tottenham Hotspurs
- FC Chelsea
- FC Fulham
- West Ham United
In Birmingham oder Portsmouth kann man bestimmt auch in London wohnend ein halbes Jahr spielen, ohne am Pendelstress Pendlerstress zu Grunde zu gehen.
Möglicherweise wird sich Timo Hildebrand in naher Zukunft seinen Arsch mit Ronald Koemans Krawatte abwischen, möglicherweise doch. Freunde werden die beiden ganz sicher nicht mehr.
Nach Koemans Ankunft beim FC Valencia wurde Hildebrand abserviert, steht nicht mal mehr im Kader, und laut diverser Quellen sucht Koeman sogar nach einem neuen Torhüter, obwohl auch Hildebrands bisheriger Kontrahent Cañizares eine bis vor Monaten noch ausreichende Qualität zu haben schien, so weit man das aus dem stillen Kämmerlein 2344km (laut Routenplaner) vom Akt des Geschehens beurteilen kann.
Nun haben wir also schon zwei Fälle von eigentlich sicheren Torwartkandidaten für die EM, die keine Stammspieler in ihren Vereinen mehr sind: Jens Lehmann und Timo Hildebrand, der immer deutlicher das Pech zu haben scheint, zwischen alle Fronten zu geraten. Sowohl die Generationsfronten in der Nationalmannschaft als auch die Beraterfronten, die sein Berater eben für ihn aufbaut. In der Frage der Nationalmannschaft scheinen mir Hildebrands Chancen durch die Ankunft des germanophilen Koemans deutlich schlechter zu sein als jene Lehmanns, doch noch in den Vereins-Strafraum zurückzukehren; womit an dieser Stelle nicht das Warmschießen des vom jeweiligen Trainer bevorzugten Kollegen gemeint ist.
Eine kleine Übersicht darüber, welcher Klub in der zweiten Liga einen Torhüter gebrauchen könnte, finden wir bei Bolzplatz, vielleicht sollte sich angesichts der Fülle des Angebots auch der eine oder andere dort nicht erwähnte Verein seine Gedanken machen.
Weitere Alternativen für Lehmann und Hildebrand wären natürlich insbesondere die in der ersten Liga abstiegsgefährdeten Clubs. Erstens würde man damit Sympathiepunkte beim Zeit seines Lebens nur bei Loser-Clubs spielenden Bundestorwarttrainer Köpke sammeln, zweitens weiß jeder, der schon mal beim kicker-Managerspiel mitgemacht hat, dass Torhüter von Abstiegskandidaten, so sie nicht Piplica heißen, immer gute Punktegaranten sind.
Punkten müssen nämlich sowohl Lehmann als auch Hildebrand in den nächsten paar Wochen, wollen sie nicht gänzlich unter Kreuzfeuer so berufener neutraler Experten wie Sepp Maier oder Kaha (das ist kein brasilianischer Künstlername) Rummenigge geraten. Wie man weiß, ist vor allem die alte Torwartlegende ein Ausbund an Neutralität. Insofern ist klar: Besser im Ausland bleiben als bei DSF vom Maier Sepp unter Beschuss genommen werden, weil man zufällig mit seinem schlechten Zweitligaklub verloren hat, obwohl man 14 sog. unhaltbare aus dem Winkel gefischt hat. Für den Maier Sepp zählen nur Titel, Tore (keine im Sinne von Gegentoren), Triumphe, ganz besonders die Lebensleistung, also, wo man wann mal vor 20 Jahren einen gefährlichen Torschuss gehalten hat, niemals aber die eigentliche Torhüterleistung.
Maier Sepp ist aber auch der, der damals bei Dalli-Dalli schon unter Hänschen Rosenthal bei jenen Spielen, bei denen es um Worte ging, die meisten Fehler gebaut hat. Nur gut, dass dieser Anachronismus aus der Nationalelf entfernt wurde. Wie dem auch sei, bei einem „neutralen“ Bericht der FOTO-Zeitung dann eben jenen Ex-Kahn-Lobbyisten (Lobbyist ist er noch immer, nur wird er nicht mehr ernst genommen) als „Zeugen“ zu befragen, zeugt von eben jener Unbefangenheit bei der Zeugenaufnahme.
Wirrer Rede, kurzer Sinn, wir halten es mit Lehmann himself, der letztens noch sagte: Ich habe in meinem Leben schon so viele Spiele gemacht, da kommt es auf ein paar mehr oder weniger auch nicht an, das Torwartspiel werde ich schon nicht verlernen.
Kern all dessen ist jedenfalls, dass die immer wieder angeführte Äußerung, einen „Torwart ohne Spielpraxis“ nicht spielen lassen zu können, bitteschön endgültig auf dem Friedhof der Fußballweisheiten begraben werden darf. Wer hat je die Gültigkeit der gegenteiligen Aussage bewiesen? Verlernt man bei den Trainingseinheiten von montags bis freitags etwa sein Können?
6 KommentareInzwischen schaut man schon Videos von für die eigenen Fußballvorlieben vollkommen irrelevanten Champions-League-Spielen, um in der Hoffnung auf einen Fehler Almunias bestätigt zu werden. Auch gestern wieder leider vergebens.
Strafstöße hält man allerdings nicht, indem man nach abgegebenem Schuss in der Mitte seines Tores zusammensinkt, wie ein Kind am Strand, dessen Hände suchend über den Boden gleiten in der Hoffnung, die von der Flut hinfortgespülten Spielzeuge wiederzufinden.
Dann schon eher mit einem Zettel unterm Schienbeinschoner.
Aktuelle Videos vie immer vie 101 greatgoals.com.
3 KommentareNun, die müsste man erstmal bauen, eine solche Straßenbahn von Leverkusen nach Gelsenkirchen, bevor Jens Lehmann nach seiner krähenschwarzen ersten Halbzeit im Spiel Bayer gegen Essnullvier damit auch nach Hause fahren könnte respektive gefahren sein könnte.
Natürlich fuhr Jens Lehmann mit der S-Bahn nach Hause.
S-Bahn, das steht für Schnell-Bahn, und nicht für Straßenbahn. Ein Problem, welches schon mehr als nur wenige Bekannte des Autors hatten. Eine S-Bahn ist eine S-Bahn, eine Straßenbahn ist eine Straßenbahn, nichtsdestotrotz sind das zwei verschiedene Dinge. Eine S-Bahn fährt auf einer Trasse, sie hat S-Bahn-Stationen als Haltepunkte. Eine Straßenbahn hingegen fährt auf der Straße.
Eine S-Bahn verbindet Stadtteile miteinander. In seltenen Ausnahmen verbindet sie entfernt gelegene Teile ein- und desselben Stadtteils miteinander. Sie hält aber kaum häufiger als alle 3-5 Minuten und legt während dieser Fahrtzeit einige Kilometer zurück.
Eine Straßenbahn fährt in aller Regel zwar auch von Stadtzentrum zu diversen Stadtteilen, hat dabei aber alle paar Hundert Meter eine Straßenbahnhaltestelle zu bewältigen. Ihre Fahrgeschwindigkeit überschreitet selten jene 50-60km/h, die ein Auto innerorts erreicht. Meist sieht eine Straßenbahn auch aus wie das, was man für eine Straßenbahn hält, während eine S-Bahn irgendwie immer noch ein bisschen aussieht wie ein Zug.
Von Leverkusen nach Gelsenkirchen fährt jedenfalls keine Straßenbahn. Es fährt eine S-Bahn von Leverkusen nach Düsseldorf. Um nach Gelsenkirchen zu kommen, muss man umsteigen. In die S-Bahn, Schnell-Bahn, keine Tram.
9 KommentareBei Stefan Niggemeier und auch bei wirres.net gibt es immer wieder diese Beiträge zu besonders gelungener Bebilderung von Beiträgen im Internet, gerne vor allem bei den „Symbolbildern“.
Es wird jetzt keine Serie draus was die Berliner Zeitung hier illustriert, wird mir aber auch nach Längerem In-Mich-Gehen nicht klar.
Weder ist im Text von einem „Untergang“ die Rede noch sehe ich irgendeine Verbindung zwischen einem Delfin, einem kleinen Jungen und der Löwschen Nationalmannschaft auch nicht nach dem gestrigen unsanften Zurückgeholtwerden auf den Boden der Realität.
[photopress:deutschland_tschechien.jpg,full,centered]
Meine Theorien reichen von einer möglichen Therapieform für den kleinen Lukas Podolski, auf dass er sich endlich weiter entwickele, bis zu der eindrucksvollen Leichtigkeit, mit der Jens Lehmann durch den Strafraum schwebt, auch wenn im Hintergrund schon die Meute der neuen, jungen Torhüter lauert, hier verkörpert durch einen scheinbar übergroßen Delfin.
Bezogen auf das Trainerteam sehe ich vorne den wiederum kleinen „Hansi“, der noch wirkungslos, langsam sinkend, hilflos mit seinen Ärmchen um sich plantscht, während der Schatten des in seiner Rolle als Co-Trainer überaus erfolgreichen Jogi Löw als unüberwindbares Hindernis die Chancen auf Erfolg für Hansi gen Null schwinden lässt.
Oder ist es eine Anspielung auf „Flipper“, was bekanntlich einst Jürgen Klinsmanns Spitzname war, und es ist doch das Leichtgewicht Jogi gemeint, welches vorne zu sinken beginnt?
Vielleicht ist es aber auch ganz anders und Ihr alle versteht es, nur ich sehe die geheime Botschaft nicht, die für Eingeweihte klar ist wie, nun ja, Taucherbrillen eben klar sind.
9 Kommentare… wenn du Béla Réthy wärest und das Spiel gäbe nichts her?
Würdest auch Du zum zehnten Male erzählen, dass einer der Waliser in Kanada spielt? Oder dass Klose seit einem Jahr und zwei Tagen nicht mehr getroffen hat? Dass Jens Lehmann ein Problem mit seinem Ellbogen hat? Dass in Wales übrigens Rugby Sportart Nummer Eins ist? Dass John Toshack viel fetter als Jogi Löw ist?
Oder würdest Du vielleicht einfach mal die Klappe halten, wenn es nichts zum Spiel zu sagen gäbe? Würdest Du diese Chance nutzen können, ihrer überhaupt erst gewahr werden? Denke drüber nach, lieber potenzieller Kommentator.
7 KommentareInhaltlich passt das Zitat leider gar nicht, weil Jens keinen Kaiser ermorden wird. Er wird aber ebenfalls den richtigen Zeitpunkt für seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verpassen, wie so viele vor ihm. Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass ich ein großer Anhänger von Lehmanns Torwartkünsten bin. Und die zwei Fehlerchen am Anfang der Premier League sollte man ihm eigentlich verzeihen, so wie man jedem Torwart ein, zwei Fehler pro Saison nachsehen sollte.
Dass er jetzt aber, im Alter von 37 Jahren, verkündet, auch bei der WM 2010 noch im bundesdeutschen Tor stehen zu wollen, lässt auf zweierlei schließen:
1. Er hat die Fähigkeit verloren, seine Kräfte und vor allem den immer schnelleren Abbau seiner Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter richtig einzuschätzen. In von heute aus gesehen drei Jahren wird Lehmann nicht mehr annähernd das Niveau besitzen, das er zur Zeit zweifelsohne noch hat.
2. Er spekuliert darauf, dass die aktuell (in Europa) fast konkurrenzlos scheinende deutsche Mannschaft ihre Form bis in drei Jahren wird halten können. Würde er eine WM spielen wollen, wenn absehbar wäre, dass sie wie die EM 2000 endet? Sicher nicht, er hofft eben auf Zoffkeske späte Lorbeeren. Auch damit beweist er, gerade für sein Alter, erstaunliche Uneinsichtigkeit. Drei Jahre sind eine Ewigkeit, bis dahin wird Podolski schon verwelkt sein, es wird ein wahrscheinlich relativ unerfahrenes Mittelfeld auf den Platz treten und die vielen, jetzt gerade hochgejubelten Talente wie eben jener Kroos, wie Helmes oder Wagner sind wieder zurück zum FC Augsburg, Carl Zeiss Jena respektive FC Bremerhaven.
Lehmann, sieh’s ein.
7 KommentareEs könnte aus dem Schlagzeilomat stammen, es hat sich aber tatsächlich so ereignet. Jonas Kamper wurde von seiner Mannschaft am Stadion vergessen. Schade, dass es mittlerweile Handies gibt, sonst hätte Kamper so wie einst Jens Lehmann mit der S-Bahn von Leverkusen nach Hause fahren müssen. Allerdings würde sich bis Bielefeld eher der RE 1 empfehlen, den erreicht man in Leverkusen vom Stadion aus gut zu Fuß und kann dann direkt bis Bielefeld durchfahren. Musste er aber nicht, hat ja ein Handy.
Einen Kommentar hinterlassenEs gibt viele Spieler, die bei diesem Wort zusammenzucken und Angst haben, sich zu blamieren. Viele, noch viel mehr wahrscheinlich, Trainer gibt es, die dieses Ding nie benutzen. Und dann gibt es auch noch die Klugscheißer wie mich, die so etwas (neben Passen, Stoppen, Spielen) für elementar für das Fußballspiel (als solches) halten. Endlich gibt es das auch online. Zwar in wenig romantischer Clip-Art-Grafik von 1997 gehalten: so kann man Spielzüge nachstellen und vielleicht Mitspielern vorstellen:
[photopress:lehmann_kopfballtor.jpg,full,centered]
Ladies and Gentleman, das Ende aller Spielzugdarstellungsprobleme ist gekommen: Die Online-Taktiktafel.
(In obigem Beispiel habe ich übrigens Jens Lehmanns Kopfballtor gegen Borussia Dortmund nachgestellt. So ungefähr. Man muss sich nur Dortmund in grün-pink und Schalke in blau-pink vorstellen.)
2 KommentareDa fielen mir einige ein:
Sepp Blatters Vorschlag, die Tore zu vergrößern. Jürgen Kohler als Bundesligatrainer. Theo Zwanzigers Vorschlag, nur noch mit neun Spielern zu spielen. Maradonas Wunsch, Nationaltrainer zu werden. Einstudierte Choreographien nach Torerfolgen. Beckenbauers Aussage über Matthäus, dass dieser alles über den Fußball wisse. Röbers Versuch, noch mal Trainer zu sein. Die amerikanischen Versuche, das Unentschieden abzuschaffen. Udo Latteks Aussage, dass man Thomas Hörster erschießen solle. Platinis Versprechungen vor seiner Wahl zum UEFA-Präsidenten. Kai Pflaume als Sportmoderator. Sepp Maier als neutraler BTT. Die Strafen für die italienischen Manipulierklubs. Deutschland in roten Auswärtstrikots. Wolfsburg in der Bundesliga. Kioyo am Elfmeterpunkt. Jack Warner von der FIFA nur verwarnt. Uli Stielike als U21-Trainer. Gelb für Torjubel. Betonfussballplätze bei der WM-Qualifikation. Die Doppelspitze beim DFB. Keine große tägliche Sportzeitung in Deutschland. Eugen Strigel. Rückennummern jenseits der 30. Meier Manager in Köln. Uli Hoeneß hat keine Email-Adresse. Deutschland Österreich 1:0. Die Aachener Geldkoffer-Affäre. Günter Eichberg. Die Auslandsvermarktung der Bundesliga. Vogtssche Verschwörungstheorien. Matthäus lernt Englisch. Holland im Elfmeterschießen 2000. Lehmanns Bruder mit Sonnenbrille vor Gericht als Jens Lehmann. Die Phrase „Meister der Herzen“. Interviews direkt nach Spielende. Moderne Interpretationen von passivem Abseits. Dopingsperren für Kiffen. Felix Magath als Jugendförderer. Ligen ohne Abstiegsregelung. Saudi-Arabiens WM-Auftritte …
Aber ein eigener Aprilscherz fällt mir keiner ein.
9 KommentareDer alte Kahn. So ganz gekentert ist er noch nicht, obwohl ihm ja die Zurückstufung vor der WM das innerliche Genick gebrochen hat. Aber lange wird er es nicht mehr machen und das ist auch gut so. Schade ist natürlich, dass wir dann auf keine seiner Eskapaden mehr hoffen dürfen. Die Liste ist lang, Heiko Herrlich, Stéphane Chapuisat, Miroslav Klose, Thomas Brdaric man müsste sich eher fragen, wen er noch nicht gebissen hat.
Dass Klinsmanns Entscheidung richtig war, beweisen aber auch die Torjägerqualitäten der beiden. Schauen wir es uns an: Kahn schießt ein Tor. Und dann schauen wir, wie Lehmann ein Tor schießt. Merkt Ihr was? Kahn kennt nicht mal die Regeln des Spiels, mit dem er sein Geld verdient. Das kann ich natürlich nicht durchgehen lassen. Also ab in den Ruhestand mit ihm, bevor er demnächst noch mit Golfschläger zum Spiel einläuft. Senilität ist schön und gut, hat aber im Stadion nichts zu suchen.
6 KommentareFabian Ernst sagte mal sinngemäß über Jens Lehmann:
„Normalerweise vergißt man mit der Zeit die schlechten Spiele eines Fußballers und die guten rücken in den Vordergrund. Bei Jens Lehmann scheint es andersrum zu sein.“
Als er das sagte, war die WM allerdings noch weit entfernt. Jene WM, von der wohl kaum jemand in Deutschland bezogen auf sein Image so sehr profitiert hat wie Jens Lehmann. Noch ein halbes Jahr vor der WM erreichte Jens Lehmann in den Umfragen Werte wie 14 oder 23 Prozent der Antwortenden, die ihn als ersten Torwart sehen wollten. Und dass auch Sympathie bei dieser wie bei allen anderen Personalentscheidungen, die irgendwo auf der Welt von Menschen getroffen werden, eine Rolle spielte, ist wohl außer Zweifel. Heute stellt kein Mensch mehr ernsthaft Jens Lehmanns Status als ersten Torwächter der Nationalmannschaft in Frage.
Was Fabian Ernst als Möglichkeiten darlegt, ist wie der Psychologe weiß leider beides falsch. Nur die emotionale Intensität des Erlebten entscheidet, wie gut man etwas erinnert; nicht aber die Richtung. Das heißt, dass es egal ist, ob Ereignisse positiv oder negativ sind. Sind sie nur ausreichend intensiv, werden sie auch behalten und das sogar unabhängig von einer willentlichen Beeinflussung dieser Tatsache. Anders als beim Lernen von Vokabeln kann man nicht selbst entscheiden, welche Ereignisse emotional berührend sind und in der Folge gut erinnert werden.
Woran ich mich jedenfalls bis zu diesem Moment äußerst gut erinnere und ich nehme an, auch noch etwas länger tun werde ist diese lähmende Taubheit nach dem verlorenen Halbfinale gegen Italien. Im Zug von Dortmund nach Hause glitt ich in einem proppevollen Zug voller schweigender Menschen durch die nun gar nicht mehr einladend warme Nacht. Niemand sprach ein Wort abgesehen von ein paar dankenswerterweise gedämpften Handytelefonaten, wann die hängenden Köpfe zu Hause eintreffen würden. Inmitten eingerollter Fahnen war ein Haufen Menschen vereint in der isolierenden Wirkung der Trauer. Es sprach sich auch niemand Trost zu. Es herrschte einfach nur eine dicke, schwere Taubheit, die sich von dem Zug aus sogar bis auf die Landschaft, durch die wir fuhren, auszudehnen schien.
Bevor es zu schwülstig wird, gebe ich gerne zu, dass ich hier etwas, aber nur etwas, übertreibe. Bewegen konnten die Menschen sich schon noch. Und Pommes hab ich auch noch an dem Abend gegessen. Nichtsdestotrotz war dies eine Stimmung, als wäre mitten im Juli der November über Westfalens Kartoffelacker gekrochen.
Ich nehme an, dass ich nicht alleine damit war, jäh aus dem Rausch der vorigen Wochen gerissen worden zu sein. Dieser fast schon schockähnliche Zustand wird zu einer Flash-Bulb-Erfahrung bei allen WM-Infizierten in Deutschland geführt haben. So, wie jeder weiß, wo er war, als er von den Anschlägen vom 11. September erfuhr, wird zumindest jeder WM-Infizierte wissen, wo er war und vor allem, wie er sich gefühlt hat, als die Italiener die beiden Tore erzielten und kurz danach.
Ich selbst lag bekanntermaßen erstmal darnieder. Nein, ausnahmsweise nicht dem Gerstensaft geschuldet. Gelähmt im Bett. Und das als erwachsener Mann, wegen des Ausgangs eines Fußballspiels!
Nun ist es natürlich immer ein bißchen albern, das eigene Schicksal oder Wohlergehen mit dem Ausgang eines Fußballspiels zu verknüpfen und natürlich habe ich mich genauso wie die übrigen Beteiligten, als da wären die Mitfahrer im Zug, die Spieler der deutschen Mannschaft und alle restlichen Infizierten, von diesem Schock inzwischen erholt.
Emotional bin ich wieder auf der Höhe, ich hege keinen Groll gegen den italienischen Fußball, jedenfalls nicht mehr als zuvor, und ich denke nur selten an diese Situation zurück.
Angesichts des „Anlaufens“ wie man so schön bei dieser altertümlichen Einrichtung namens Kino sagt, wenn ein neuer Film gezeigt wird von Sönke Wortmanns Film, dessen Titel „Deutschland. Ein Sommermärchen“ in Schwülstigkeit meinem Beitrag in nichts nachsteht, frage ich mich aber, ob ich wirklich schon wieder bereit bin. Bereit, auch noch Geld dafür zu bezahlen, dass ich mich schlecht fühle.
Wir wissen ja alle, wie es ausgeht. Und ganz ehrlich: wer sich über den dritten Platz bei der WM gefreut hat, der hat doch kein Herz. Der freut sich auch, wenn Gäste gehen und nicht das ganze Geschirr geklaut haben, sondern nur die Hälfte.
Dass Wortmanns Film jetzt in den Kinos anläuft, lässt mich zweierlei denken:
1. Ist es wirklich erst drei Monate her, dass die WM vorbei ist?
2. Ist es wirklich schon drei Monate her, dass die WM vorbei ist?
Wie man bei der Netzeitung liest, ging es Wortmann aber nicht so viel anders als allen anderen und fast hätte es gar keine Bilder von den Szenen danach gegeben:
Netzeitung: Wie ging es denn Ihnen persönlich, als Italien tatsächlich diese beiden Tore schoss?
Wortmann: Ich konnte erst einmal gar nicht drehen. Die Kamera lag neben mir auf der Bank, aber ich war unfähig sie aufzuheben. Als ich mich nach zehn Minuten dazu überwinden konnte, erschien sie mir unendlich schwer, obwohl sie eigentlich ganz leicht ist. Man muss sich dann ein paar Mal selber in den Hintern treten, und ich habe schließlich in der Kabine auch gefilmt, mich aber ganz mies dabei gefühlt. Ich habe auch immer damit gerechnet, dass einer mal sagt, ich solle es lassen, aber das tat keiner. Und so ging auch dieser Abend irgendwann zu Ende.
Tröstlich ist das nicht. Besonders wenig tröstlich ist, dass mein RE heute 10 Minuten Verspätung hatte und ich somit die 18.30h-Vorstellung verpasst habe und deshalb den Film frühestens Dienstag sehen kann. Den bekanntermaßen dramatischen Anfang mit den Szenen des Auslösers dieser Taubheit möchte ich natürlich nicht verpassen. Dienstag also. Freuen werde ich mich aber nicht auf das Wiedererleben meines Traumas. Ich gehe eher hin, um meinen Schock zu verarbeiten. Danach sollte man mich vielleicht erstmal nicht ansprechen.
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