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Schlagwort: Bundesliga

Friedhelm Funkel hat immer noch den nötigen Biss

Falls man sich gefragt haben sollte, wie es kommt, dass Friedhelm Funkel immer wieder aufs Neue Engagements in den beiden Profiligen des deutschen Fußballs erhält, obwohl er doch so schrecklich antiquiert spielen lässt und auch seine rhetorischen Motivationskünste aus dem letzten Jahrtausend stammen: Es gibt da ein kleines Geheimnis, welches nur jene Spieler kennen, die ganz intim mit ihm zusammenarbeiten.

Das folgende, trotz sicherer Entfernung unter Einsatz ihres Lebens von Spionen heimlich erstellte Dokument beweist, dass dieses kleine Geheimnis keine Fragen offen lässt, wieso Friedhelm Funkel ein begehrter Mann ist, wenn es gilt, lethargischen Teams mit wenig Punkten ganz schnell ein wenig Beine zu machen.



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Das Prinzip Rorschach am Beispiel Huub Stevens

Wie das so ist, wenn man schon länger eines dieser Blögge betreibt, hatte man das eine oder andere Thema schon einmal auf dem Schirm. Heute heißt es mal wieder Rorschachtest.

Denn wie der aktuell beim FC Schalke wirkende Huub Stevens tatsächlich agieren wird, steht noch gar nicht fest — abgesehen von zwei im Ergebnis makellosen Auftaktsiegen — da wissen viele schon, dass er ein Auslaufmodell ist und sich Veränderung zwar dann und wann im Lauf der Welten ergibt, niemals aber innerhalb des Lebens eines Menschen.

Es mag der Ökonomie der Aufmerksamkeit bzw. der generellen Ressourcen geschuldet sein, dass man so gerne mit seinen Schubladen hantiert. Hält man nun also einem beliebigen Berichtenden X ein Porträt von Huub Stevens hin, so erkennt jeder darin das, was er gerne sehen möchte.

Der eine sieht in den Wolken am heutigen Morgenhimmel eben zwei friedlich rammelnde Karnickel, der andere eine Uzi und einen damit herumballernden Aktivisten, dessen Bewertung (Freiheitskämpfer/Rebell/Terrorist) wiederum davon abhängt, welche Erfahrungen der Bewertende mit der Wirkung von Uzis passiv oder aktiv eben so gemacht hat.

Die Ignoranz der Tatsache, dass nicht mal die basale Annahme zutrifft, dass bei Stevens stets „die Null stand“, mag da noch einer gewissen Zahlenmüdigkeit geschuldet sein; Rechercheschwäche wäre wohl zu hoch gegriffen. Nicht gerade offensiv haben Stevens‘ Mannschaften durchaus des Öfteren agiert (insbesondere an einem ominösen Spieltag in Stuttgart …).

Warum man aber auf die Idee kommt, dass die Gleichung zuträfe: Einmal Knurrer gleich immer Progressionsverweigerer, auf immer unfähig, eine Mannschaft zu entwickeln oder auch nur zu erkennen, dass 2011 nicht 2001 ist, da hat man doch schon sehr viel der eigenen Gedankenwelt preisgegeben.

Ein gewisser Jupp Heynckes wurde auch mal auf Schalke als zu gestrig aussortiert und wird jetzt, wenn auch mit viel Einfluss seines Co-Trainers, voraussichtlich zu weiteren Titelkämpfen kommen.

So liest man mal wieder viel über die Schubladen, in denen Berichtende denken, und ebenso viel erfährt man über deren Phantasie und Assoziationsketten, legt man ihnen das Rorschach-Testbild Huub Stevens vor.

Über dessen tatsächliches Wirken würde man aber ungefähr ähnlich viel erfahren, wenn man seine Kaffeetasse austränke und anschließend auf deren Grund blickte.

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Impulskäufe

Ich war sicher nicht der einzige, der schon beim ersten der beiden sehr guten Auftritte von Teemu Pukki in der Europaliga gegen den FC Schalke 04 das Edi-Glieder-Syndrom wiedererwachen sah. Dass es im Jahr 2011 dann tatsächlich noch so kommt, ist schon keine Ironie des Schicksals mehr, eher Verzweiflung desselben am strategisch geplanten Vorgehen beim Einkauf von Fußballern. Wobei die dabei angewandte Strategie zugegebenermaßen gar nicht so verkehrt ist:

Wer keine Idee hat, wonach er sucht, kann bei seinen Einkäufen schließlich nichts falsch machen.

Zwei der vier Namen wären damit oben schon erwähnt, die mir zu diesem Phänomen einfallen, dass ein Bundesliga-Club einen Spieler allein deshalb einkauft, weil er in einer oder zwei Partien hervorragend gegen ihn auftritt, meistens auch einige Tore erzielt.

Die anderen beiden wären Roy Makaay, den der Großmeister der Kaderplanlosigkeit nach ihn sehr schmerzenden Toren gegen seinen Verein in der Champions League gleich mal für seine eigene Elf einkaufte. Und sich dabei wohl auch noch von gewiefteren Händlern als ihm selbst ein wenig über den Tisch ziehen ließ. But I digress.

Roy Makaay und der vierte im Bunde ist … tja, fällt mir gerade nicht ein.

Ihr aber wißt bestimmt, welche Impulskäufe in Euren Klubs je getätigt wurden.

 
Name Käufer Abgebender Verein
Edi Glieder FC Schalke 04 SV Pasching
Teemu Pukki FC Schalke 04 HJK Helsinki
Roy Makaay FC Bayern München Deportivo La Coruna
Jan Schlaudraff FC Bayern München Alemannia Aachen
Marcel Heller Eintracht Frankfurt Sportfreunde Siegen
Anatolij Timoschtschuk FC Bayern München Zenit St. Petersburg
Ivica Olic Hamburger SV ZSKA Moskau
Rewas Arweladse 1. FC Köln Dinamo Tiflis
Alexander Baumjohann FC Bayern München B. M‘gladbach
Marcelo Moreno Werder Bremen Schachtar Donezk
Jan Derek Sörensen Borussia Dortmund Rosenborg Trondheim
Mickael Tavares Hamburger SV Slavia Prag
Alexandros Tziolis Werder Bremen Panathinaikos
Ciprian Marica VfB Stuttgart Schachtar Donezk
Anthony Yeboah Eintracht Frankfurt 1. FC Saarbrücken
Alain Sutter FC Bayern München 1. FC Nürnberg
Dawda Bah FC Augsburg HJK Helsinki
Torbjörn Nilsson 1. FC Kaiserslautern IFK Göteborg
Tony Woodcock 1. FC Köln Nottingham Forest
Marcel Rozgonyi FC Schalke 04 1. FC Magdeburg
Hami Mandirali FC Schalke 04 Trabzonspor
Daniel Pavlović 1. FC Kaiserslautern FC Schaffhausen
Cristiano Ronaldo Manchester United Sporting Lissabon
Bajram Sadrijaj Borussia Dortmund TSG Thannhausen
 
 

Wer wurde noch aufgrund der ausschweifenden Beobachtung von 90 oder 180 Minuten Fußballspiel gegen die eigene Mannschaft eingekauft?

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Loslassen können

„Ich kann nur den Hut davor ziehen, was viele Trainer leisten und wundere mich, dass es nicht mehr trifft, die über Erschöpfungssymptome klagen.“

  • Da hätten wir Michael Skibbe. Kam angeblich häufig zu spät zum Training in Frankfurt, war ohnehin kein Weltmeister darin. Also kein Trainingsweltmeister.
  • Michael Oenning, ihm sagen Medien nach, ebenfalls häufig als Letzter zum Trainingsplatz gekommen zu sein. Als er ein Konzept vorlegen sollte, hatte er keins. Zu viel regeneriert oder im Stress vergessen?
  • Wie Rudi Völler („Eine Stunde Training, danach Playstation spielen“) trainieren ließ, ist (nicht erst) seit Philipp Lahms Buch bekannt.
  • Armin Veh, wird als Trainer in Frankfurt verpflichtet, wo nach einem Abstieg der neue Kader für die sehr früh beginnende Zweitligasaison noch nicht feststeht — und fährt erstmal in Urlaub.
  • Louis van Gaal weilt in einer Länderspielpause während seines Engagements beim FC Bayern München statt auf den Trainingsplätzen der Säbener Str. lieber in seinem Feriendomizil in Portugal.

Die Liste ließe sich inbesondere mit Namen aus nicht ganz so aktuellen Zeiten endlos fortführen (besonders lesenswerte Beispiele des Loslassenkönnens gerne in den Kommentaren).

So viel Kritik wie es Ihnen jeweils einbrachte: Ihrer Gesundheit wird das jeweilige Verhalten nicht geschadet haben. Und nur weil der Chef nicht anwesend ist, muss das ja nicht bedeuten, dass die zu erledigende Arbeit nicht getan wird.

Delegieren heißt das Zauberwort.

Wobei es zugegebenermaßen etwas problematisch ist, wenn der eine Ahnungslose (Völler) an den anderen Faulpelz (Skibbe) delegiert. Da bleibt dann doch das eine oder andere liegen (z. B. Eckbälle, aber das ist ja selbst bei Löw noch so).

In allen anderen Fällen aber ist die Bundesliga, Fußball allgemein, so wie eigentlich ohnehin alles Berufliche ergebnisorientiert.

Entscheidend ist, was hinten dabei rauskommt.

Man darf elf Jahre lang im Training acht gegen acht spielen lassen und die Spieler ins Stadtcafé einladen, rauchend in seinem Kabuff sitzen oder sich zu Weißbier-Connections zusammenschließen, so lange die Mannschaft die nötigen Punkte holt.

Und so ärgerlich es auch für die jeweiligen Fans sein mag, zu sehen, wie wenig Gegenleistung einzelne Trainer für die horrenden Gehälter liefern:

Eine gewisse Sympathie für die oben Genannten mit ihrer Nonchalance insbesondere im Vergleich zu den Oberstrebern der Zunft kann ich nicht verhehlen.

Ich hab allerdings auch keine schlaflosen Nächte, wenn Eintracht Frankfurt dann schließlich in den Brunnen gefallen ist … und ärger mich immer noch über die seit Jahrzehnten nicht existenten Standards in der Nationalmannschaft …

(Ganz abgesehen davon ist Pünktlichkeit ohnehin überbewertet. Korreliert wahrscheinlich schwach bis gar nicht mit Leistungsmotivation und anderen für das Ergebnis entscheidenden Merkmalen. Können viele in Deutschland aber einfach nicht glauben, ein Sozialisationsdefekt.)

Wenn der eigene Trainer das nächste Mal wieder in Urlaub fährt, statt weiter zu trainieren und über Strategien und Aufstellungen zu brüten: Vielleicht ist er dafür am nächsten Spieltag umso frischer. Länger erhalten bleibt er der Mannschaft auf die Art ohnehin.

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Currywurst im Glückauf-Club

Vorab schon mal schnell die Wertung: Fünf von fünf möglichen Brötchen zur Currywurst für den Glückauf-Club, alles super. Es muss also hernach niemand aufschreien oder mich irgendwohin einladen. Der Glückauf-Club ist perfekt, wie er perfekter gar nicht sein könnte. Allerhöchstens einige klitzekleine Details könnte man verbessern, aber darauf müssen die Betreiber schon selbst kommen.

So, also: Eine Einladung in den Glückauf-Club der Arena auf Schalke, jaja, die jetzt anders heißt, statt zu verpixeln nehmen wir einfach den vorigen Namen, stand ins Haus. Schön, wenn sich alte Bekannte an die Fußballleidenschaft des Autors erinnern. FC Schalke 04 gegen Borussia Mönchengladbach lautete die Paarung, zu einem Zeitpunkt, zu dem Borussia Mönchengladbach anders als sonst in den letzten 25 Jahren üblich nicht gegen den Abstieg kämpfte, was allerdings auch damit zu tun gehabt haben könnte, dass die Saison noch sehr jung war.

Wer in den Glückauf-Club eingeladen ist, der darf näher am Stadion parken als die Infanterie, weshalb der Fußweg zum Einlass zwar deutlich kürzer ist, die Anfahrt dennoch nicht schneller bewältigt wird. Denn der Stau im Umfeld des Stadions setzt schon Stunden vor Anpfiff ein und in diesem steht man auch als elitärer Glückauf-Club-Besucher. Jenem Club, welcher übrigens Sponsoren vorbehalten ist, bzw. deren Mitarbeitern und eventuellen Gästen, wie ich es einer an jenem Nachmittag war.

Der kurze Weg zum richtigen Eingangstor durch den selbst im August schon vorhandenen Nieselregen von Geilistirinkirkin ist schnell bewältigt, einige Treppen und im Nu blickt man in die Augen der nicht ganz so wie in der Loge der Allianz-Arena strahlenden Hostessen. Klar, man ist ja erstens nur Glückauf-Club-Besucher (und nicht VIP-Logen-) und zweitens in Geilistirinkirkin. Zum Einlass erhält man bei Vorzeigen der Karte ein schnödes, für Fanboys vielleicht auch schönes Bändchen um den Handknöchel und schwupps ist man drin, im Glückauf-Club.

Main Street #13: Room with a view
Ein Foto, das nichts mit dem Inhalt des Beitrags zu tun hat, es soll lediglich das Lesen erleichtern. Na gut, ein bisschen curryfarben ist das Haus schon.
photo credit: kevindooley

Darin sitzt man wie in einem großräumigen Restaurant, jeweils recht schmal bemessene Vierer-Tische in Reihen aneinander, davon vielleicht 100 an der Zahl im gesamten Saal. Rechts der Tür eine Bar, das nicht ganz so umfangreiche Buffet links zur Tür. An beiden Seiten kann man aus dem Glückauf-Club heraus an den tatsächlichen Logen vorbeistromern und Einblicke erhaschen, welcher Dagobert darin gerade seinen Kindern einen besonderen Geburtstag spendiert oder ob man vielleicht doch einen C-Promi oder -Ex-Spieler entdeckt. War zumindest an jenem Tage nicht der Fall.

Von überall aus ist der Blick — wie in den neuen Arenen üblich durch eine Glaswand — ins Stadion möglich, wobei man sitzend oder etwas weiter weg stehend nur die anderen Tribünen sieht, nicht die Spielfläche. Für die gesamte Dauer des Aufenthalts sind Kost und Logis frei. Die Kost besteht aus nicht weiter erwähnenswerten, aber schmackhaften Speisen samt obligatorischen Currywürsten sowie Getränken. Logis findet man eine Ebene höher als in diesem Zwischenrang, immerhin in einem Sessel, und nicht auf einem einfachen Klappsitz.

Um wenigstens ein bisschen Disneyland zu verbreiten sind die Kellnerinnen und Kellner in diesem Glückauf-Club alle in Pütthemden gekleidet, zudem befinden sich die Deckenlampen in Behältnissen, die an Körbe einer Kaue erinnern sollen. Wo Schalke draufsteht, muss schließlich aussehen wie Schalke.

Die Sponsoren und -gäste treffen sich also zum gemeinsamen Kauen, ah, Entschuldigung, Essen vor dem Spiel und so hat trotz Anstoßzeit um 17.30h ein jeder punktgenau zu Anpfiff einen vollen Magen, welchen er wie bereits erwähnt samt Magenbewegungsvorrichtung, genannt Körper, noch eine bis zwei Etagen weiter nach oben bewegen muss.

Nach dem Spiel kann man je nach Verlauf und dementsprechender Laune oder bei fußballerischer Neutralität auch davon losgelöst weiterschlemmen und Kehlen benetzen, wobei im Glückauf-Club auf einer Minibühne Spielerinterviews durchgeführt werden. Dafür stehen allerdings nur nicht eingesetzte Ersatzspieler bereit, die echten Raúls und andere Wunderstürmer begeben sich wohl in den Bauch der Haupttribüne, während der Glückauf-Club sich schließlich in der Gegengerade befindet. Die tatsächliche Pressekonferenz wird zwar auf den an den Wänden hängenden Großleinwänden angekündigt, dann aber doch nicht gezeigt.

Wer sich wundert, warum die Sitzplätze der Logengucker oft freibleiben: Auch innerhalb des Glückauf-Clubs kann man das gesamte Spiel auf dort angebrachter Leinwand verfolgen und hat trotzdem den originalen Stadionanfeuerungston der Fans im Ohr.

Zweitens entsteht beim Nachobenwälzen der vollgefressenen Bäuche schon einmal ein kleinerer Stau auf der Außentreppe, so dass man selbst mit gutem Willen und rechtzeitigem Losgehen zu spät ankommen kann. Das Argument, dass man während der Pause ja auch auf seinem Platz bleiben könnte, zählt nicht, denn natürlich muss man, selbst wenn man nicht im Glückauf-Club Freigetränke kredenzt bekommt, während der Pause aufs Klo. Fußballschauen. Abpfiff, die Bäuche wieder runter gerollt.

Nach einigen weiteren Gläsern des Rumlungerns beschließt die Gesellschaft, dass im Glückauf-Club nichts mehr von Belang passieren wird, alle Mägen gefüllt und alle Tabellenstände ausgerechnet sind, so dass man sich zu den praktischerweise, siehe oben, direkt vorm Stadion geparkten PKW begeben kann, welche dann, siehe oben, natürlich im selben langen Stau stehen wie alle anderen, obwohl der Abpfiff schon einige Zeit zurückliegt.

Losgefahren gegen 14h, Rückkehr gegen 21.30h — ganz schön lange für ein nicht mal sonderlich gemütliches Essengehen. Beim nächsten Mal wählt der Autor lieber wieder einen normalen Platz/Stehplatz, da hat man deutlich mehr von der Atmosphäre des Spiels. Allen, denen der Glückauf-Club verwehrt bleibt, sei gesagt, dass sie nichts verpassen.

Currywurst gibt’s auch an der Bude an der Ecke und das Spiel erlebt man auf anderen Plätzen besser.

tl;dr Der Glückauf-Club ist ein Restaurant in der Arena auf Schalke, in dem man bei entsprechender Einladung kostenlos essen und trinken kann, nebenan läuft Bundesliga in echt.

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Mario Gomez‘ Ahnen — Das Nicht-Tor des Jahres (1983)

Am schönsten sind ja immer noch die Soli über den ganzen Platz. Die bleiben im Gedächtnis, weil man die darauf folgenden Tore immer mit dem kompletten Vorlauf in den etlichen Wiederholungen sieht, während ein einfacher Fallrückzieher, husch, husch, ein direkt verwandelter Freistoß ebenso, so schnell an einem vorüber zieht.

Nur ins Tor treffen sollte man dann auch, wenn man schon mal den für Fußballer bekanntlich extra langen Weg vom einem zum anderen Tor zurückgelegt hat. Ansonsten bleibt das Solo nicht in Erinnerung, geht nicht über Los und taucht nicht Jahrzehnte später in Wiederholungen auf.

Es sei denn …



Das Nicht-Tor des Jahres erzielte 1983 Hans-Günter Bruns, äh, nicht.

Mit dem kleinen Unterschied zu Mario Gomez, dass Hans-Günter Bruns wegen dieser Szene niemand einen Vorwurf gemacht oder einen Fluch gedreht haben wird.

Die Phrase vom „Nicht-Tor des Jahres“ war sicher nicht neu, wird hier aber von Fritz von Thurn und Taxis verwendet. Welcher ja bekanntlich nicht „von“ heißt, das ist nur Teil seines Künstlernamens.

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Die Allerletzten

Der Kicker führt in seinem Sonderheft eine Auflistung, welcher Klub wie häufig Tabellenführer war. Dabei ist so eine Tabellenführung wie zuletzt bei Gladbacher Anhängern erlebt zwar sehr euphorisierend. Zudem lernt man auf diese Weise etwas. Den meisten Fans, so ihre Teams nicht zu den Dauergästen auf Platz 1 gehören, wird klar, dass man plötzlich etwas zu verlieren hat, etwas verteidigen muss; ein Umstand, den sie so sonst nicht kennen.

Doch die Fans der allermeisten Klubs wissen, dass es nicht die Aussicht auf Erfolg ist, die den Fußball gleichzeitig so lebendig und so hassenswert macht, sondern die Angst vor dem Misserfolg, vor dem totalen Untergang.

Rainer Calmund konnte nachts nicht schlafen, weil das Abstiegsgespenst nicht aus seinen Gedanken weichen wollte, und aufgehängt hat sich selbst in Südamerika noch nie jemand, weil sein Klub Meister geworden ist.

Dabei ist es natürlich noch einmal ein „psychologisch wichtiger“ Unterschied, ob man nur auf einem Abstiegsplatz oder aber dem allerletzten Platz der Tabelle steht. Ist man Letzter, pfeift hinter einem nur der Wind durch die Schlucht, in die man hinabzustürzen droht. Als Vorletzter steht man immer noch auf den Händen des Letzten, mit denen dieser sich verzweifelt an den Felsvorsprung klammert. Wie man auch als Letzter strampelt, es ist schlicht niemand mehr unter einem, der schlechter steht als man selbst. Und da bewahren nur die Hartgesottensten ruhig Blut. Trainer, Spieler, Fans.

Eine Auflistung, wer wie häufig Letzter in der Bundesliga war, existiert trotz der ausgewiesenen Dramatik dieser Situation (zumindest hier nicht bekannt) nicht.

Wer also in der Bundesliga ist extrem erprobt in diesem Drahtseilakt und für wen ist dieses Gefühl so selten wie Preußen Münsters Aufenthalt in der ersten Liga?

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Wutfans, anno dazumal

Manuel Neuer Eike Immel wechselte 1986 vom BVB 09 zum VfB Stuttgart, was bei einigen Wutfans der Borussia gar nicht gut ankam. Sie warfen — damals ging das noch, weil es wohl nicht verboten war, diese mit ins Stadion zu nehmen, vor allem aber, weil sie überhaupt in alternativloser Weise vor sich hin existierten — eine volle Bierdose nach ihm. Die dann entsprechend ihrer vorherigen Aufladung durch Schüttelung wunderbar durch den Strafraum spritzte.

Eike Immel sah das alles nicht so dramatisch. Vielleicht auch, weil er als Profi eine realistische Einschätzung der Fans besaß. Man dürfe „keine Unterstützung“ im gegnerischen Stadion erwarten.



Ein normaler Vorgang, schließlich sind es hier die Bierstadt Dortmunder Fans, die die Dose werfen, und nicht die eigenen Stuttgarter Fans.

Es ändert sich selten etwas. Nur den Inhalt „Immel ist ne schwule Sau“ würde man heute nicht mehr so hören, alle anderen schon. Glück hatten die Dortmunder Fans wiederum, dass der BVB nie gegen den TSV Eintracht Stadtallendorf antreten musste.

Torverlauf:
0:1 Karl Allgöwer 36.
1:1 Thomas Helmer 48.
2:1 Thomas Helmer 80.
2:2 Rainer Zietsch 88.

Zuschauer: 24.242, einige davon wütend.

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„Habt Ihr nur Scheiße im Hirn?“

Man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass die Methode Magath eine grundsympathische ist. Sonst vergisst man das so schnell. Möglicherweise der Wunschtraum aller verklemmt-autoritären Fußballanhänger.

Vielleicht aber auch einfach ein.



Wobei die zweite Frage im Video ja berechtigt ist. Das hat noch nie jemand verstanden, seit es diese Zwillinge in der Bundesliga gibt. Es weiß allerdings auch niemand, warum ausgerechnet die Ersatzspieler, die gar nicht auf dem Feld stehen, diese beantworten können sollten.

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La Once vom Niederrhein

Ein neuer Fall von Dilettantismus bei jenen, die etwas rund um den Fußball produzieren. „BO“ heißt die Band wohl, die den Song „Die Elf vom Niederrhein“ komponiert und getextet hat. Jenen Song, der in Gladbach stets vor den Spielen von allen im Stadion Anwesenden geschmettert wird. Die Komposition ist „BO“ dabei ganz gut gelungen, beim Texten hat sich allerdings ein unverzeihlicher Fehler eingeschlichen.

Die Mannschaft, die wird vorgestellt, die Stimmung, die ist riesengroß.
Schwappt La-Ola durch das Rund, dann singt der Block schon los.

Wie jeder weiß, wenn er denn mal ins Stadion geht, wird in der Bundesliga keine La Ola geschwappt. Das geschieht nur bei Veranstaltungen, bei denen die Zuschauer keine eigenen Riten geschaffen haben und deshalb auf das Esperanto der Äußerungen im Stadion zurückgreifen müssen.

Vielleicht singt der Block tatsächlich „dann schon los“, aber wohl eher, dass man um Gottes willen mit dieser elendigen La Ola aufhören möge.

Solch ein Schnitzer in einer der Fußballhochburgen Deutschlands überhaupt.

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Fußball mit kakaohaltiger Fettglasur

Wüsste der Autor es nicht selbst besser, dann würde er annehmen, dass er gestern den Anbruch einer neuen Ära gesehen hat. Denn eine Saison wie die vorige von Borussia Dortmund mag immer mal drin sein, ein Ausrutscher nach oben, bei dem sich mehr Glück als Verstand mit dem psychologischen Moment paart, weil man ständig gewinnt und demgemäß wie ein Duracell-Häschen und ganz von selbst eine Saison lang durchläuft. Und im Notfall sogar jene 90 Prozent des Gehirns anzapft, die der Mensch angeblich normalerweise nicht nutzt. Um den entscheidenden Schritt früher als der Gegner am Ball zu sein, der weiter auf seinen üblichen 10 Prozent daherdümpelt.

Eine Saison lang mag das gut gehen. Wenn das selbe Spektakel nun aber auch nahtlos in die nächste Saison übernommen werden kann, dann ist es wohl mehr als nur der günstigen Konstellation der Sterne über dem Westfalenstadion geschuldet, dass der (zugegeben nicht mehr als mittelmäßige) Gegner erneut über 70-79 Minuten lang keinen Ball bekommt. Stattdessen selbst zum mit heraushängender Zunge umherrennenden Häschen wird, dem der Igel Borussia stets zuvorkommt.

Nicht allein jene Tatsache war so überwältigend, dass Borussia Dortmund mal wieder Torchancen für sich und seine zweite Mannschaft zusammen herausspielte, sondern dass dem Hamburger SV zu keinem Zeitpunkt auch nur ein Hauch von Zugriff auf das Spiel gelang. Obwohl mit Michael Oenning jemand an der Seitenlinie saß, der Jürgen Klopps Methoden sicher besser kennt und demgemäß auch Gegenmittel hätte entwickeln können, als die meisten seiner Bundesliga-Trainer-Kollegen.

Bei kakaohaltiger Fettglasur denkt man zunächst an brasilianische Einflüsse auf das Spiel, in dieser Partie war aber gar kein Brasilianer dabei. Sieht man von Felipe Santana ab, der schließlich „nur“ verteidigte und somit nicht in erster Linie für jenen kakaohaltigen Glanz zuständig war, den die 3G-Connection „Götze, Großkreutz und KaGawa“ ganz ohne brasilianische Wurzeln verbreitete. Denn glänzend war die Glasur gestern, wenn 60-Meter-Pässe mit der Hacke nicht mal angenommen, sondern direkt weitergeleitet werden, und wenn jede scheinbar bereits geklärte Situation dazu geeignet ist, aus dem Nichts wieder Gefahr fürs HSV-Tor zu bedeuten.

Leider ist auch diesem Autoren bekannt, dass Prognosen die starke Neigung besitzen, falsch zu sein, besonders jene für die Zukunft. Weshalb das mit der „Ära“ erstmal noch in der Schublade bleibt. Erst mal abwarten, wer wen ansonsten heute und morgen noch auf welche Weise beherrscht oder eben nicht beherrscht.

Der letzte Deutsche Meister, der seinen Titel verteidigte, der nicht Bayern München hieß, war übrigens 1996 Borussia Dortmund.

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Der schöne Bruno

Solch einen Vater wünscht man sich als bekannter Bundesligaprofi innigst: Friseur von Elvis Presley gewesen, einst, und dessen Freund natürlich, in Zeiten, in denen es noch gar keine facebook-Freundschaften gab. Wahrscheinlich weiß er auch, wo Elvis sich zur Zeit aufhält.

Thomas Stickroths Vater Bruno (muss man ergänzen: „der heißt wirklich so“?) steht für die Stuttgarter Zeitung vor der Kamera in Sachen VfB-Berichterstattung.

Sich über Dialekte lustig zu machen ist als Ruhri (im Video vertreten durch Jürgen Sundermanns Dialekt, geboren in Mülheim an der Ruhr) vielleicht nicht ganz so angebracht, man darf aber ergänzen, dass ein Teil von Christian Wörns‘ Außenwirkung durchaus in der fatalen Mischung von Stimmlage und Dialekt begründet war. Bruno Stickroth ist da zum Glück ganz anders: Bei ihm kommt noch die optische Erscheinung hinzu.

Wie man so schön sagt: Man kann sich seine Fans nicht aussuchen. Und seine Väter erst Recht nicht. Was man aber versuchen könnte, ist Bruno Stickroth zu erklären, dass er seinen Interviewpartner auch mal ausreden lassen sollte. Besonders plaisierlich: Es ist gar kein vom VfB produziertes Video, das haben die Käufer der Stuttgarter Zeitung selbst bezahlt.

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